Einst begehrte NSA-Kryptoexperten sind international quasi geächtet

Christian Kahle, 22.09.2017 11:44 Uhr 7 Kommentare
Der US-Geheimdienst NSA ist nicht nur für das Abhören von Datenverbindungen zuständig, sondern eigentlich auch für die Versorgung kritischer Bereiche der US-Gesellschaft mit starken Verschlüsselungsverfahren. Letzteres ist aufgrund eines massiven Vertrauensverlustes aber kaum noch möglich. Die Kryptographie-Experten der NSA haben in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe von Beiträgen zur Verbesserung verschlüsselter Datenübertragungen geleistet. Anfangs sicherte man vor allem US-Infrastrukturen ab, mit der Entwicklung des Internets wurde es aber auch notwendig, die eigenen Entwicklungen in internationale Standards einzubringen.

Die Auseinandersetzung über die umfassende Überwachung der Datennetze weltweit hat nun aber dazu geführt, dass die einst sehr willkommenen Krypto-Experten der NSA bei den zuständigen Standardisierungsgremien im Grunde zu Persona non grata geworden sind. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, der aktuell beispielsweise Korrespondenzen von Mitgliedern der Internationale Organisation für Normung - ISO - vorliegen.

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In dieser übten demnach zuletzt Vertreter aus dem akademischen Bereich und der Wirtschaft aus Ländern wie Deutschland, Japan und Israel zunehmend Druck aus - mit dem Ergebnis, dass zwei zur Standardisierung eingereichte Verschlüsselungs-Technologien von der NSA zurückgezogen werden mussten. Man vertraut inzwischen schlicht nicht mehr darauf, dass die NSA-Spezialisten diese Techniken eingebracht haben, weil sie eine Verbesserung der aktuellen Situation darstellen. Stattdessen steht die Vermutung im Raum, dass der Geheimdienst diese gern im Einsatz sehen würde, weil er bereits weiß, wie man die Verfahren knacken kann.

Extern ist bisher kaum etwas über das gewachsene Misstrauen gegenüber den einst gern gesehenen Experten bekannt geworden. Hinter verschlossenen Türen, so hieß es, gibt es aber wohl schon seit gut drei Jahren ordentlich Zoff.
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