Suchmaschinen: Mehr Qualität durch Nutzerdaten ist schlicht ein Mythos

Christian Kahle, 20.09.2017 11:30 Uhr 24 Kommentare
Die großen Suchmaschinen - allen voran natürlich Google - sammeln seit Jahren umfassende Daten über die Nutzer und begründen dies damit, die Sucherergebnisse für den einzelnen User verbessern zu wollen. Das funktioniert allerdings überhaupt nicht, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Insbesondere bei Google ist die Speicherung der Suchen schon seit Langem Gegenstand von Auseinandersetzungen. Gerichtlich wurde das Unternehmen nach harten Kämpfen dazu gezwungen, die aufbewahrten Informationen zumindest ein Stück weit zu anonymisieren - auf der anderen Seite dehnte Google die Speicherfristen immer weiter aus. Inzwischen verpflichtet man sich überhaupt nicht mehr zu einer Löschung, sondern will nur noch nach anderthalb bis zwei Jahren die Bezüge zu einzelnen Usern entfernen.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Federführung des National Bureau of Economic Research der USA hat nun einmal tiefergehend untersucht, wie stark sich Suchergerbnisse durch die Einbeziehung der fraglichen Daten verbessern lassen. Das Ergebnis fiel ziemlich klar aus: Ein signifikanter Effekt konnte schlicht nicht gefunden werden.

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Um überhaupt einen wissenschaftlich haltbaren Beleg erarbeiten zu können, benötigte man natürlich Vergleichsdaten. Hier kam den Forschern entgegen, dass sowohl bei Microsofts Bing als auch bei Yahoo die Fristen zur Speicherung von Nutzerdaten erst vor Kurzem deutlich geändert wurden. Bei Bing ging man von 18 auf 6 Monate herunter. Yahoo änderte gleich zweimal die Speicherpraxis: Erst reduzierte man die Vorratshaltung von 13 auf 3 Monate und ging dann wieder auf 18 Monate herauf.

In keinem Fall konnte beobachtet werden, dass sich hinsichtlich der Nutzerströme, die von den Suchmaschinen zu diversen Seiten geleitet wurden, irgendetwas geändert hätte. Das hätte aber der Fall sein müssen, wenn Angebote in den Ergebnislisten stärker in den Fokus rücken, die eher auf die Interessen der Nutzer abgestimmt sind, als beispielsweise eine durchschnittliche Seite mit einer guten Suchmaschinenoptimierung.

Google wurde hier zwar in der Praxis nicht untersucht, doch ist kaum anzunehmen, dass es bei dem Unternehmen anders aussieht. Dies könnte der Konzern ändern, indem er Daten für eine unabhängige Untersuchung zugänglich macht, was aber wahrscheinlich nicht passieren wird.
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