Ärger für viele ehemalige Kunden des aufgekauften Mobilfunkkonzerns E-Plus: Seit der Übernahme durch die Telefónica o2 scheint bei vielen Tarifen noch der Wurm drin zu sein. Der Netzbetreiber räumte jetzt dabei ein, sogar eine Option abgeschaltet zu haben, die den Nutzern ein ungedrosseltes Datenvolumen von 50 Gigabyte für einen monatlichen Preis von nur 10 Euro versprach. Noch ist für viele Nutzer unklar, wie es mit ihren Verträgen weitergeht.
Darüber berichtete Teltarif unter Berufung auf Aussagen der o2-Pressestelle. Das sogenannte Base Go Urlaubspaket war für viele Kunden interessant, da sich eine Option namens Internet Paket Plus buchen ließ, womit ein Datenvolumen von 50 Gigabyte pro Monat bereitgestellt wurde. Ursprünglich war diese ein Bestandsteil des in den drei Städten Dresden, Erfurt und Kassel erhältlichen gleichnamigen Pakets, welches lediglich als Testballon dienen sollte. Die Datenübertragungsrate wurde gemäß Vertrag auf 1Mbit pro Sekunde im Download sowie 0.7Mbit pro Sekunde im Upload beschränkt. Mit einer für fünf Euro zusätzlich erhältlichen Speed-Option sollte der Downstream auf 7,2 Mbit pro Sekunde angehoben werden können. Aufgrund der von E-Plus immer weiter verlängerten Highspeed-für-Jedermann-Aktion, bei der die Maximalbandbreite auf volle LTE-Geschwindigkeit erhöht wurde, traten diese Regelungen allerdings nie in Kraft. Einige Nutzer sind sogar der Ansicht, dass die oben genannte Geschwindigkeitsgrenze bei dem über das Urlaubspaket gebuchtem Internet Paket Plus nie existierte, weshalb in Foren wie dem Telefon-Treff bis heute darüber spekuliert wird.
Base
o2 schafft Datenpaket ab
Nun hat o2 den Stecker gezogen: Im vergangenen Monat wurden Berichten zufolge die Anwender darüber informiert, dass eine Umstellung von Base Go zu o2 stattfände. Wie einer SMS-Nachricht des Providers zu entnehmen ist, sollten "alle Services zu gleichen Konditionen weiternutzbar sein". Das war offenbar nicht der Fall. Keine Option war mehr ordnungsgemäß buchbar und Informationen über die o2 App wurden teilweise nicht korrekt dargestellt. Telefónica hat nun offiziell bekanntgegeben, dass die Option an sich nicht mehr buchbar sei.
Allerdings sollen bei den Kunden, bei welchen die Option noch aktiv gewesen sei, weiterhin alle mit Base Go verbundenen Leistungen erbracht werden. Hierzu musste der Nutzer das Paket auch wirklich gebucht haben - temporär inaktive Karten sind also hiervon ausgenommen. Laut Aussagen der Pressestelle habe o2 eine technische Lösung implementiert, mit der es weiterhin möglich sei, zu den ursprünglichen Konditionen zu surfen. Was dies genau heißt, ist daraus nicht eindeutig ersichtlich.
Gebühren wurden irrtümlich abgebucht
Da zunächst keine aktive Internet-Option gegriffen hat, wurde volumenbasiert abgerechnet. Den Kunden sind dabei vermehrt zweistellige Schäden entstanden, obwohl der zu diesem Zeitpunkt gebuchte und bezahlte Tarif noch zwischen einem und 30 Tage, je nach letztem Verlängerungsdatum, laufen sollte. Hier zeigte sich o2 verständnisvoll: Diese irrtümlich abgerechneten Gebühren wurden einige Tage später wieder gutgeschrieben. Darüber wurden betroffene Nutzer via SMS informiert.
Jede Menge technische Schwierigkeiten
Gerade ungünstig kam die Umstellung für die Kunden, bei denen eine regelmäßige Verlängerung in der Nacht der Umstellung stattgefunden hätte: Solche Optionen wurden ebenfalls rausgekickt. Somit bestand für diese Leute keine Chance, ihr Paket noch regulär fortzuführen. Es bleibt weiterhin unklar, wie o2 mit diesen Kunden verfahren wird.
Aussagen von Nutzern zufolge sollen Mitarbeiter von o2 an der Hotline eingeräumt haben, dass während der Migration von Base Go erhebliche technische Schwierigkeiten bestanden und es sich um einen Irrtum handle, dass die Option nicht mehr buchbar sei. Besitzer der betroffenen SIM-Karten konnten sich - auch mehrfach - im Live-Chat melden, um einen kostenlosen Datensnack von 500 Megabyte aufgebucht zu bekommen. Damit war zumindest grundlegendes Surfen wieder möglich.
Migrierte E-Plus-Karte im Selbsttest
Wir hatten die Möglichkeit, die Umstellung auf o2 mit einer eigenen Karte live zu verfolgen und das Verhalten nach der Migration zu analysieren. Auch bei unserer Karte wurde unmittelbar nach der Umstellung ein relativ kleiner Betrag für das anschließend verbrauchte Datenvolumen abgerechnet. Der o2-Chat zeigte sich dabei kulant und fügte das für den Übergang angedachte Volumen von 500 Megabyte hinzu. Nach einigen Tagen blieb die Verbrauchsanzeige dann stehen. Hier hatte der Netzbetreiber offenbar schon eine Lösung im Hintergrund eingepflegt. Ein weiterer Volumenzähler war nicht zu sehen. Es kursieren Gerüchte, o2 hätte lediglich den Preis für die volumenbasierte Abrechnung (Data-by-call) auf null Cent pro Einheit gesetzt. Theoretisch entspräche dies einer vollkommen unlimitierten Internetflatrate. Ob eine Drosselung bei dem angepriesenen Volumen von 50 Gigabyte hierbei noch greift, konnten wir leider nicht überprüfen.
Mangelnde Transparenz gegenüber Kunden
Transparenz zu den nun im Hintergrund laufenden Optionen gibt es nicht. Diese können weder über die Website, noch über die mobile App von o2 eingesehen werden. Da das besagte Ersatzpaket manuell eingepflegt worden sei, ist es nun nicht mehr möglich, Änderungen daran vorzunehmen. So lässt es sich weder nachträglich aktivieren noch deaktivieren.