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Microsoft Lumia 950 XL Test: Hardware top, Qualität & Software flop?

WinFuture.de
16.12.2015  18:00 Uhr

Design

Die ersten Render- und Leak-Bilder ließen bereits erahnen, dass Microsoft beim Lumia 950 XL eher auf ein unaufgeregtes Design setzen würde. So ist es dann auch gekommen, denn das Gerät steckt in einem einfachen Gehäuse aus Kunststoff mit weißer oder schwarzer Rückenabdeckung, wobei die Front grundsätzlich schwarz gehalten ist. Von vorn sind keine optischen Besonderheiten zu erkennen, außer dem unterhalb des Ohrstücks positionierten Microsoft-Schriftzug, der dort nicht gerade unauffällig vor sich hin glänzt.
Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
Lumia 950 XL - Symmetrie sucht man vergebens, dennoch gefällt das Design ganz gut

Symmetrisch ist die Front nicht, weil das "Kinn" am unteren Ende sehr kurz ausfällt, während oben genug Platz für Microsoft-Logo, Ohrhörer und vermutlich auch diverse Komponenten rund um die Sensoren, Kameras und Antennen untergebracht werden müssen und der Rand dementsprechend breiter ausfällt. Auch die Ränder an den Seiten fallen nicht besonders schmal aus, auch wenn man sich im Rahmen des üblichen bewegt. Die Display-Abdeckung aus Gorilla Glass 4 deckt die komplette Front ab, wobei weder ein schützender überstehender Rand wie bei manchen anderen Geräten vorhanden ist, noch die bei früheren Lumia-Modellen üblichen kapazitiven Hardware-Buttons am unteren Rand - die Bedienung erfolgt vollständig über die ausblendbare Leiste von Soft-Buttons.

Leider sammelt sich in den ungeschützten Öffnungen für den Sprachlautsprecher und das -Mikrofon sehr schnell Schmutz an, weil Microsoft vollständig auf einen Grill oder eine anderweitige Abdeckung verzichtet. Weil das Cover-Glas eine fettabweisende Beschichtung hat, ist es relativ unempfindlich für Fingerabdrücke, was erfreulicherweise auch für die matte Rückseite des Lumia 950 XL gilt, unabhängig davon, welche Farbvariante des Covers man gewählt hat.

Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
Die Aussparungen für die Lautsprecher und das Mikrofon ziehen Staub magisch an

Dies dürfte allerdings auch so ziemlich der einzige Vorteil der aus einem im Vergleich zu früheren Lumias und auch dem neuen Low-End-Modell 550 dünneren Plastik gefertigten Cover sein. Sie sind sehr dünn geraten und wirken nicht besonders widerstandsfähig. Dem­ent­sprech­end leicht sind sie auch zu verbiegen, was ja nicht zwingend ein Nachteil ist, aber hochwertig ist sicherlich auch anders.

Die Cover werden zudem von einigen Stützen im Inneren auf Distanz vom Rest des Smartphones gehalten, was dafür sorgt, dass sie sich zwar nicht eindrücken lassen, aber doch eher hohl wirken. Das Kommentar von Scott Croyle, früherer Design-Chef von HTC und der Mastermind hinter dem einst hochgelobten Metallgehäuse des HTC One, war dann bei einem Besuch in unserer Redaktion vernichtend - "Da ist ja Luft drin...", sagte er mit einem entsprechend enttäuschten Gesichtsausdruck.

Das Lumia 950 XL hat ein Kunststoff-Gehäuse mit einigen scharfen Kanten

Gegen Kratzer ist das Lumia 950 XL immerhin auf der Rückseite einigermaßen gefeit. Leider wirken auch die Tasten am rechten Rand alles andere als hochwertig oder dem Preis angemessen. Sie wackeln was das Zeug hält und haben einen späten aber immerhin deutlich spürbaren Druckpunkt. Der Grund hierfür liegt wohl einfach darin, dass die Tasten Teil des Covers sind, also mit abgenommen werden und nicht direkt im Gerät eingelassen sind. Immerhin kann man so das Cover inklusive der Tasten mit wechseln, so dass zu hoffen bleibt, dass eines der diversen Cover von Drittanbietern vielleicht eine bessere Konstruktion mitbringt, was die Tasten angeht.

Die Positionierung ist sicherlich fragwürdig, denn man hat die Lautstärketasten ober- und unterhalb des Power-Buttons angebracht. Dadurch kommt es durchaus vor, dass man eine der anderen Tasten drückt, wenn es darum geht, das Gerät einzuschalten - das Gleiche gilt auch beim Versuch, die Lautstärke zu regeln. Die Anschlüsse für Kopfhörer und das USB Typ-C-Kabel sitzen jeweils an der Ober- bzw. Unterseite des Geräts mittig platziert und sind somit gut zugänglich.

Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
USB Type-C-Port und...


Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
...Kopfhöreranschluss sitzen mittig

Der einzige Blickfänger am Lumia 950 XL ist die Kamera. Microsoft verwendet hier zwar den gleichen Sensor wie beim kleineren Schwestermodell Lumia 950, verpackt diesen aber anders. Statt eines breiten Metallrings wie beim 950, setzt man hier zwar ebenfalls auf eine große Abdeckung, diese ist jedoch aus Glas mit einer nur schmalen Einfassung aus Metall und beherbergt neben dem "Auge" der Kamera gleich auch noch den dreifarbigen LED-Blitz. Optisch knüpft man damit an den Look früherer Lumia-Modelle an, wie etwa das Lumia 830 oder das Foto-Wunder Lumia 1020.

Auch hier handelt es sich allerdings um Schauwerk, was sich recht schnell zeigt, sobald man die Rückseite abgenommen hat, um den Akku zu tauschen oder eine MicroSD-Karte einzulegen. Wer genau hinsieht, bemerkt schnell, dass die Abdeckung der Kamera in den Bereich des Akkus hineinragt, so dass man diesen beim Einsetzen darunterschieben muss. Der Sensor der PureView-Kamera belegt also bei weitem nicht so viel Raum, wie man aufgrund der riesigen kreisrunden Glasabdeckung vielleicht vermuten mag ;)

Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
Riesige Kamera-Abdeckung als Blickfang auf der Rückseite des Lumia 950 XL

Direkt links neben der Kamera befindet sich der einzelne Lautsprecher, der somit nicht in Richtung des Nutzers abstrahlt. Da die Kamera einen guten Millimeter aus dem Gehäuse ragt, bleibt allerdings genügend Raum, um einen Klingelton nach Außen dringen zu lassen, wenn das Smartphone auf dem Tisch liegt. Am oberen und unteren Ende des Geräts sind zudem jeweils fünf kleine Bohrungen zu sehen, hinter denen jedoch nur in einem Fall eines der hochwertigen Mikrofone des Lumia-Flaggschiffs steckt. Die Cover sind es übrigens auch, die beim Lumia 950 XL die NFC- und die Wireless-Charging-Spule enthalten. Diese werden also stets mitgetauscht und dürften einer der Gründe sein, weshalb die offiziell von Microsoft zertifizierten Cover von Drittanbieter etwas teurer ausfallen als bei anderen Geräten ohne eine derartige Bauweise.

Um die SIM-Karte einzusetzen muss übrigens der Akku grundsätzlich aus dem Gerät entfernt werden, so dass man beim eiligen Versuch, nach einer Landung im Ausland die SIM zu wechseln, lieber ein wenig mehr Zeit mitbringen sollte. Hat man das Cover entfernt - was man vorsichtig tun sollte, damit es oder seine Halterungen nicht brechen - wird deutlich dass um den Display-Teil des Lumia 950 XL ein aus härterem Kunststoff gefertigter Rahmen verläuft. Dies schützt zwar einerseits das Display vor seitlichen Einschlägen, sorgt aber auch dafür, dass sich in der Spalte zwischen Display-Rahmen und Rückenabdeckung ebenfalls recht zügig allerhand Dreck ansammelt.

Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
Zum Glück sind die Cover austauschbar - und durch hochwertigere zu ersetzen

Leider ist auch die Passform der Cover nicht immer optimal. So gibt es bereits diverse Beschwerden von Käufern, bei denen die Cover nicht richtig sitzen und deshalb laut knarzen. In unserem Fall lassen sich diese Probleme, die hoffentlich nur wenige Geräte betreffen, nicht nachvollziehen. Abhilfe kann das Einkleben von Papier oder sehr dünnen Schaumstoffstücken schaffen. Unangenehm fiel uns auf, dass sich der Rand um das Display wegen der kleinen Größenunterschiede der Cover manchmal etwas scharfkantig anfühlen kann, was zwar für mehr Halt sorgt, aber keineswegs ein Qualitätsmerkmal sein dürfte.

Was die Verwindungssteifigkeit angeht, so stellt diese keinerlei Problem dar, ist sie doch dank des aus gegossenem Metall gefertigten Innenrahmen des Lumia 950 XL sehr hoch. Wer das Cover abnimmt, kann an einigen Stellen (z.B. im Bereich der Tasten), übrigens einen Blick auf das Metall im Inneren des Geräts werfen. Die recht stark abgesetzten Kanten des Gehäuses sorgen für mehr Halt, sind aber nicht für jedermann angenehm zu halten. Immerhin ist das Lumia 950 XL so kompakt geraten, dass man mit großen Händen gerade so noch auf die gegenüberliegende Bildschirmseite reichen kann.

Insgesamt ist das Lumia 950 XL sowohl in Sachen Optik als auch Qualität und Ergonomie mit Sicherheit keine Meisterleistung. Gerade die Haptik lässt bei dem Gerät sehr zu wünschen übrig, was sich auch in diversen Kommentaren von Käufern widerspiegelt. So ist es zwar mit fast 700 Euro so teuer wie die Flaggschiffe der Smartphone-Marktführer, entspricht dem aber nicht von seinen Äußerlichkeiten her. "High-End" gibt es beim Lumia 950 XL somit leider nur im Inneren.

Microsoft Lumia 950 XL "Cityman"
Lumia 950 und Lumia 950 XL

In Sachen Gewicht bewegt sich das Lumia 950 XL auf einem recht normalen Niveau. Mit 165 Gramm fällt es sogar überraschend leicht aus für ein Smartphone mit 5,7 Zoll großem Display. So ist es auch das Gewicht, mit dem Microsoft hier den Verzicht auf ein vollständig aus Metall gefertigtes Gehäuse uns gegenüber in einem Gespräch begründete. Hätte man einen Metallrahmen und eine entsprechende Abdeckung aus Aluminium oder ähnlichem gewählt, wäre das Gerät angeblich zu schwer geworden, hieß es.

Das Thema auf der nächsten Seite ist das (hervorragende) Display des Lumia 950 XL.


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