Daimler: Erster LKW rollt per Autopilot über die Autobahn

Christian Kahle, 02.10.2015 15:43 Uhr 22 Kommentare
Der Automobilkonzern Daimler hat jetzt erstmals automatisiert fahrende LKW auf öffentlichen Straßen übers Land geschickt. Auf der A8 zwischen Denkendorf und dem Flughafen Stuttgart ließ sich sehen, wie die Zukunft auf den Autobahnen mit ziemlicher Sicherheit wohl zuerst aussehen wird. Im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen zumeist normale PKW, die komplett selbstständig fahren sollen - solche werden unter anderem von Google entwickelt. Allerdings darf angenommen werden, dass die Automatisierung des Straßenverkehrs zuerst dort umgesetzt wird, wo durch das Weglassen des menschlichen Fahrers eine hohe Produktivitäts-Steigerung zu erwarten ist - und dies sind nunmal die zahlreichen LKW, die täglich über die Autobahnen rollen.

Bei dem Pilotsystem, das nun zum Einsatz kam, handelte es sich um einen Mercedes-Benz Actros, der mit dem so genannten System Highway Pilot ausgestattet ist. Dieser erhielt nach verschiedenen Prüfungen im Zuge einer Ausnahmegenehmigung die Zulassung für Tests auf öffentlichen Straßen. Teststrecken wurden schon seit einiger Zeit von dem LKW befahren.

Daimler: Mercedes-Benz Actros mit Autopilot

Vorerst fährt das System noch nicht komplett autonom. Der Fahrer steuert es erst einmal normal auf die Autobahn. Nachdem es sich ordentlich auf der rechten Spur eingeordnet hat, schaltet der Fahrer dann auf Autopilot und kann sich zurücklehnen. Verschiedene Sensor-Systeme halten dann den Verkehr und die Straßenführung im Blick und sorgen dafür, dass ausreichend Abstand zu anderen Fahrzeugen auf der Strecke gehalten wird. Rechtzeitig vor der gewünschten Ausfahrt wird der Fahrer dann wieder aufgefordert, das Steuer zu übernehmen. Auch wenn vor dem LKW Baustellen auftauchen, muss der Fahrer wieder selbst aktiv werden.

Der Highway Pilot soll so vorerst den Fahrer nicht komplett ersetzen, sondern ihm monotone Fahrstrecken und das belastende Stop-and-go-Fahren im Stau abnehmen. Nur bei vorgegebenen Situationen, für die die Technik noch nicht zugelassen ist, wird der Fahrer zur Übernahme des Steuers aufgefordert. Reagiert dieser nicht, bringt der Autopilot den LKW auf der Standspur ordentlich zum Stehen.

Die Technik soll letztlich nicht nur die Fahrer entlasten, sondern wird früher oder später wohl auch dazu führen, dass die Fahrzeiten ausgedehnt werden können. Viel verspricht man sich auch in Sachen Sicherheit. Denn Müdigkeit, Ablenkung und Fahrfehler sind die Ursachen für die häufigsten Unfälle auf den Autobahnen: Entweder, wenn der LKW auf ein anderes Fahrzeug auffährt oder unbeabsichtigt von der Spur abkommt. Der Autopilot wird schlicht nicht müde und lässt sich auch nicht von der genauen Beobachtung seines Umfeldes ablenken. Letztlich wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis der menschliche Fahrer in diesem Bereich komplett ersetzt wird und die Spediteure ihre Fahrzeuge ohne die für Fahrer vorgeschriebene Pausen wann immer es geht fahren lassen können.
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