Lange Zeit konnten sich Lotto-Spieler von der Seriosität des Spiels überzeugen, indem sie einer der zahlreichen Lotto-Feen beim Ziehen der Zahlenkugeln zusahen. Seit einiger Zeit haben aber auch modernere Methoden in verschiedenen Lotterien Einzug gehalten - was sich ein Angreifer zunutze gemacht haben soll.
In den USA muss sich derzeit ein 51-Jähriger vor Gericht verantworten, dem vorgeworfen wird, einen Computer manipuliert zu haben, von dem Woche für Woche neue Glückszahlen ausgespuckt wurden. Dieser soll ausgerechnet seine Position als Chef der IT-Sicherheit beim staatlichen Lotto-Anbieter im US-Bundesstaat Iowa missbraucht haben, um Zugang zu dem fraglichen System zu bekommen, berichtete die Tageszeitung The Des Moines Register.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft stellt sich der Fall so dar, dass der Beschuldigte sich an einer Autobahn-Raststätte ein Lotterie-Los kaufte und den für die Ziehung verantwortlichen Rechner dazu brachte, die richtigen Zahlen auszuspucken. Obwohl es ihm aufgrund seines Jobs eigentlich untersagt war, überhaupt Lotto zu spielen, gewann er so letztlich mit Hilfe eines Komplizen 14,3 Millionen Dollar. Die Sache soll sich bereits im Jahr 2010 zugetragen haben, doch das Verfahren wird erst jetzt offiziell eröffnet.
Verteidigung hofft auf Freispruch
Die Verteidiger des Angeklagten hoffen auf einen Freispruch. Laut ihrer Darstellung war es ihrem Mandanten überhaupt nicht möglich, den Computer zu manipulieren. Denn dieser soll sich zum Tatzeitpunkt gar nicht in dem Bundesstaat aufgehalten haben. Hinzu kommt, dass der Rechner nicht nur über verschiedene technische Schutzvorrichtungen verfügt, sondern auch in einem Glasraum eingeschlossen ist, der nur zu zweit betreten werden kann. Weiterhin wird ausgeführt, dass auf den Bildern der Überwachungskameras der Beschuldigten nicht zu sehen ist.
Die Staatsanwaltschaft sieht es trotzdem als möglich an, dass der 51-Jährige als Täter in Betracht kommt. So verfügte er beispielsweise über die technischen Fähigkeiten und laut Aussagen von Kollegen soll er eine regelrechte Begeisterung für gut entwickelte Root-Kits gezeigt haben. Außerdem seien die Kameras zur entsprechenden Zeit so manipuliert gewesen, dass sie pro Minute lediglich eine Sekunde lang aufnahmen - womit genügend Zeit blieb, sich Zugang zu dem Rechner zu verschaffen und kurz einen USB-Stick mit Malware anzuschließen. Alle anderen Mitarbeiter mit Zugang zu den Kamera-Einstellungen seien bereit, unter Eid auszusagen, dass sie keine Änderungen an der Konfiguration vorgenommen haben.
Dass überhaupt etwas faul ist, fiel den Behörden erst knapp ein Jahr nach der entsprechenden Lotto-Ziehung auf. Denn der Gewinn des Loses blieb so lange unbeansprucht. Erst kurz vor dem Ablauf der Fristen versuchte ein Unternehmen mit Sitz im lateinamerikanischen Staat Belize den Betrag einzufordern. Da sich dabei niemand persönlich identifizieren wollte, weigerte sich die Lotterie-Gesellschaft, das Geld auszuzahlen. Anschließende Ermittlungen hätten letztlich eine Spur zu dem IT-Experten ergeben.