@Big_Berny: Ich glaube du verkennst die Lage in der sich viele Leute befinden. Da ist es oft schon ein Problem überhaupt was auf den Tisch zu bekommen, von toller Qualität und gestreichelten Hühnern mal ganz abgesehen.
@Johnny Cache: Ich bin aus der Schweiz, von daher ist die Situation sicher anders. Natürlich gibts auch hier Leute, die sichs nicht leisten können, aber es sind wohl deutlich weniger. Dennoch boomt Zalando auch hier. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass sich Amazon und Zalando gar nicht an die Wenigverdiener wenden. Sieht man ja auch an der Zalando-Werbung: Habe nicht das Gefühl, dass damit die Wenigverdiener angesprochen wird. Angesprochen wird die Mittelschicht, die sich unabhängig, überall und jederzeit alles leisten will - so als ob sie zu den Vielverdienern gehören würden. Und hier wäre eigentlich der Konsument in der Pflicht. Dass jemand mit wenig Geld sich günstige Güter kauft, ist nicht das Problem.
@Big_Berny: "... Dass jemand mit wenig Geld sich günstige Güter kauft, ist nicht das Problem...."? Hmmm? Ich finde doch. Denn diese "Unterschicht", wie Du sie nennst, nimmt immer mehr zu und hat einen großen Marktanteil. Und nicht nur diese kaufen billig einen.
UND überhaupt, "Unterschicht"! Ist das was Schweizerisches im Wortgebrauch? Absolut diffamierender Begriff, fast schon wie "Untermenschen"!
Leute die wenig Geld haben müssen noch längst keine "Unterschicht" sein! Oder sind Arbeitslose (auch Lehrter, Studierte, Ingenieure, Handwerker) oder Alleinerziehende (die meistens weniger Geld haben!), viele Rentner usw. usw. alle für Dich "Unterschicht"?
UND überhaupt? Ist alles für Dich "Unterschicht" was wenig Geld / Einkommen hat?
Mannomann! Was hast Du für ´ne Denke!
@Kiebitz: Ich gebe zu Unterschicht klingt abwertend, aber so meine ich das gar nicht. Tatsächlich spricht man hier aber oft von Mittelstand/Mittelschicht etc., ohne dass dies abwertend gemeint ist.
Um es für dich zu übersetzen: Mit Unterschicht meine ich Wenigverdiener und mit Oberschicht Vielverdiener.
Jetzt, wo das geklärt ist, können wir uns nun auf das inhaltliche konzentrieren? Auch wenn die Wenigverdiener in Deutschland zunehmen (ist hier wirklich anders), denke ich doch, dass Amazon seinen Umsatz nicht hauptsächlich mit Wenigverdiener macht. Oder bist du da anderer Meinung?
@Kiebitz: ich bin schwer krank geworden 2008 und seit 2009 bin ich frührentner. da ich noch relativ jung bin, ist nicht sehr viel geld im pott drinne und ich muß mit sehr wenig geld auskommen. und ja, ich stehe tatsächlich vor dem problem, überhaupt was auf den tisch zu bekommen, meist reicht es nur für eine warme mahlzeit abends, wenn der hunger am größten ist.
und mit "geiz ist geil" mentalität meine ich nicht denken auf freiwilliger basis, sondern auch gezwungenermaßen. doch selbst einige bonzen, die ich kenne, kaufen bei lidl ein. nicht, weil sie müssten, sondern, weil sie ihre kohle zusammenhalten. darum sage ich, geiz ist geil. jeder kauft doch gerne am billigsten ein, mit dem anspruch auf höchstmögliche qualität in einem fairen preisleistungsverhältnis. jeder, der was anderes behauptet, lügt meiner meinung nach. ich denke, die wenigsten kaufen heutzutage ohne preisvergleich.
@Big_Berny: Das mit dem ansprechen der Mittelschicht kann gut sein, könnte aber auch den Gedankengang in sich tragen, das ein Wenigverdiener sich Statusmäßig ein wenig "angehoben" bzw. "besser" fühlt, wenn er dort einkauft und das als Antrieb empfindet, demnächst wieder dort.....? Siehe auch Beschriftungen mit bestimmten Wörtern wie z.B. Premium. "Schaut her Leute, ich bin noch nicht ganz unten, denn ich kann mirs noch leisten Premium einzukaufen !"
@Big_Berny: Hmm? Um es für dich zu verdeutlichen nochmal aus meinem o.a. Kommentar.
Leute die wenig Geld haben müssen noch längst keine "Unterschicht" sein! Oder sind Arbeitslose (auch Lehrter, Studierte, Ingenieure, Handwerker) oder Alleinerziehende (die meistens weniger Geld haben!), viele Rentner usw. usw. alle für Dich "Unterschicht"?
Du:"...Mit Unterschicht meine ich Wenigverdiener und mit Oberschicht Vielverdiener..." Also doch! Siehe oben bei mir: UND überhaupt? Ist alles für Dich "Unterschicht" was wenig Geld / Einkommen hat?
Aber aktuell ging es ja zuletzt um Moral die man sich leisten können muß und um Deinen Satz auch: "... Aber wenn man sichs nicht leisten kann, könnte man zum Beispiel einfach weniger Huhn essen - oder halt in anderen Bereichen sparen..." In anderen Bereichen Sparen?! Wer nicht viel hat kann auch nicht in anderen Bereichen sparen weil er schon überall sparen muß.
Aber dass sich Zanlando (nicht Amazon) mehr an Besserverdiener wendet mag wohl sein.
@DerTigga: Aus dem Bauch heraus würde ich aber sagen, dass Zalando und Amazon die kaufkräftigen Personen ansprechen wollen - wie das nahezu alle tun. Aber stimmt schon, kannst auch Recht haben. Müsste man tatsächlich Daten dazu haben.
@stereodolby: "...ohne preisvergleich...."? Weiß ich nicht so recht. Aber mit Deinen letzten Sätzen hast Du sicherlich Recht. Aber ich wandte mich ja auch nicht gegen Dich sondern eher gegen Big_Berny.
@Kiebitz: Eigentlich hatte ich genau das gemeint, was er im zweiten Absatz gesagt hat. Ist wohl falsch rübergekommen.
@stereodolby: alles ausreden. ernähre dich lokal vom bauern. du brauchst keine zitrone, oder annanas. kartoffeln, gurke & co reicht auch. dafür muss man länger in der küche stehe und etwas von kochen verstehen. aber es geht. alles ausreden. ich hab kein geld. pffft.
@buckliger: Nun mal zur Realität: Vom Bauern ist teurer als im Supermarkt von Sonstwo her. Länger in der Küche stehen? Hmmm! Wenn Du die Zeit neben Deinem Vollzeitjob und Familie dafür hast, bitte gern. UND tatsächlich gibt es Leute die "kein" Geld haben, wohl besser geschrieben sehr sehr wenig. UND so ganz neben bei die Frage, wie sollen die Leute zum Bauern kommen. Per Fuß, per Fahrrad oder wie. Auch das Auto -sofern vorhanden- braucht noch teuren Sprit der bezahlt werden muß. ÜBRIGENS ich habe hier keine Bauern um die Ecke, der nächste ist ca. 30 km entfernt. Und der hat keine Kartoffeln, keine Gurken. Nur Getreide am Halm und Zuckerrüben (gehen nicht zum Kochen), manchmal Mais (aber den zu klauen wäre riskant und Straftat!). Der hat nicht mal irgendwelche Viecher die als Nahrung für Menschen geeignet sind. Was denn nun mit Deinen Ratschlägen? Etwas sehr weltfremd!
@Big_Berny: Wie jetzt? Kein Huhn? Kein Fisch (MSA)? Kein Fleisch von glücklichen Rindern? Keine Milch von nicht fair bezahlten Landwirten? Kein Fleisch von anderem glücklichen bio-freilaufenden Geflügel? Kein genfreies Tofu? Kein immer noch atomar verseuchtes Wildfleisch (Tschernobyl)? Keinen medikamentenverseuchten Zuchtfisch? Keinen genmanupulierten Mais? Keine Nahrung aus umweltbelasteten weiten Transporten. Keine Energie verschleudernden Gewächshausfrüchte? Kein Bier von umweltbelasteten weiten Transporten usw. usw. usw. Immer nur korrekt gezogene Nahrung? Manno! Ich will aber nicht verhungern '-) und Millionär bin ich leider auch nicht!
@Kiebitz: Man kann auch alles ins Extreme kehren. Ich finde einfach, dass "Auch Moral muß man sich leisten können." zu einfach gefasst ist. Es ist ja nicht so, dass Wenigverdiener alle nicht-moralisch konsumieren und alle Normal-/Vielverdiener auf Fairen Handel und Bio schauen.. Die Leute sind schlicht nicht bereits Opfer zu bringen und wollen im Rahmen Ihrer Möglichkeiten den höchstmöglichen Luxus geniessen. Ich meine das auch gar nicht abwertend, stelle es nur objektiv fest. Bist du da anderer Meinung?
@Big_Berny: "...schlicht nicht bereits Opfer zu bringen..."? Ja, welche Opfer dann? Lieber nichts Essen? Lieber nur "korrekt" produzierte Kleidung. Nur hohe Mieten für Energiesparhäuser. Nochmal: Ich habe nur aufgezeigt dass das ein eher generelles Problem ist. Und das wird mit Sätzen wie "Opfer Bringen" nicht gelöst. Essen muß man, Wohnen muß man, Kleiden muß man sich. Überall Opfer bringen, wie das? Um es mit Johnny Cache nochmal zu sagen: Auch Moral muß man sich leisten können.
@Kiebitz: Es geht ja nicht nur um Essen, Wohnen etc. Nehmen wir doch Smartphones als Beispiel: Wie viele Leute kaufen denn ein FairPhone für 330 Euro (das ja auch nicht ganz fair ist, aber lassen wir das der Einfachheit halber mal bei Seite)? Die Leute, die nur ganz wenig Geld haben, kaufen sich ein günstigeres Gerät, ok. Aber alle anderen, die sich teurere Geräte kaufen (Samsung Galaxy S5, HTC One, etc.), scheren sich anscheinend zu wenig um Fairen Handel. Die meisten wollen lieber ein leistungsfähigeres Gerät, wenn sie eines haben können. Und ich will mich da gar nicht ausklammern, habe selbst ein HTC One.
Anders gesagt: Dass man sichs Leisten kann, ist eine nötige Voraussetzung für moralisches Konsumieren. Da hast du natürlichr recht. Aber selbst wenn diese Voraussetzung gegeben ist, achten die meisten meiner Meinung nach zu wenig darauf. Weil man einfach bei "unfairen" Produkten noch mehr fürs Geld bekommt - unabhängig davon wie viel man hat.
@Big_Berny:
Nein, dass man sich Moral leisten können muß ist nicht zu einfach gefaßt. Ganz und gar nicht! Im Gegenteil!
Du sagst es doch selbst sehr richtig!?
"Die Leute sind schlicht nicht bereits Opfer zu bringen und wollen im Rahmen Ihrer Möglichkeiten den höchstmöglichen Luxus geniessen. Ich meine das auch gar nicht abwertend, stelle es nur objektiv fest. Bist du da anderer Meinung?"
Das ist sogar ein anerkanntes Gesetz des Marktes!
Nennt sich in der VWL "Maximalprinzip"!
Das ist alles andere als neu und hat mit dem unsäglichen "Geiz is Geil" überhaupt nichts zu tun!
Und es hat auch nichts mit fehlender "Opferbereitschaft" zu tun!
Das Problem existiert, weil die Menschen, im Gegenteil, mit ihrer, von der Wirtschaft eingeforderten, "Lohnzurückhaltung" viel zu "opferbereit" waren!
Wir haben, in ALLEN Industrienatienen(!), seit fast 20 Jahren massive Reallohnverluste!
Was erwartet man da eigentlich?!
Vorallem aber sollte man sich mal daran erinnern das dieser dämliche Spruch "Geiz is Geil!" ein Werbeslogen von MediaMarkt war!
@Big_Berny: Dein letzter Satz ist sicher richtig. Aber zum 1.Absatz ist anzumerken, dass leider leider viele, die sich´s eigentlich nicht leisten können trotzdem eben solche teuren Geräte kaufen. Auch zum Teil weil sie zeigen wollen sie können es sich eben doch "leisten" und sie gehören dazu (zu den Besserverdienenden) obwohl es nicht so ist. Auch das ist ein Phänomen der heutigen Zeit. Und es wird ja auch entsprechend geworben und manipuliert.
@OPKosh: Zum Maximalprinzip: Du hast recht mit dem Maximalprinzip. Ich kritisiere aber, dass Fairness keine Eigenschaft ist, die in dieses Maximalprinzip zählt. Leistung ist bei einem Smartphone beispielsweise wichtiger als Fairness bei der Produktion.
Nehmen wir an, wir haben drei gleich teure, gleiche Produkte mit zwei Unterschieden:
-Smartphone A: Fair produziert, Prozessor vom Vorjahr
-Smartphone B: Nicht fair produziert, neuster Prozessor
-Smartphone C: Nicht fair produziert, Prozessor vom Vorjahr
Das Maximalprinzip sagt hier nur voraus, dass man nicht Smartphone C nimmt. Logisch, denn dieses Produkt ist in jeden Fall schwächer als die beiden anderen bei gleichem Preis. Das Maximalprinzip sagt aber nicht voraus, dass man Smartphone B bevorzugt, sondern nur dass man das beste Produkt zu einem bestimmten Preis will. Ob jetzt Fairness oder Preis wichtiger ist, entscheidet der Kunde. Ich kritisiere hier einfach, dass sich die Mehrheit für Smartphone B entscheidet, da die Leistung für viele wichtiger ist als eine faire Produktion.
Im Übrigen sind die Reallöhne in der Schweiz nicht gesunken in den letzten 20 Jahren (http://bit.ly/1tdSO0G). Und dennoch kann man dasselbe Verhalten beobachten bezüglich faire Produkte. Auch wenn hier beispielsweise am meisten Bio konsumiert wird weltweit, ist es dennoch ein Bruchteil.
@Kiebitz: Da stimme ich die durchaus zu. Dennoch finde ich, dass man das kritisieren kann. Wer sich ein teures Gerät kauft nur um gut da zu stehen, hat meiner Meinung nach nicht moralisch gut gehandelt - auch wenn er/sie vielleicht wenig verdient oder von der Werbung manipuliert wurde. Aber wie gesagt: Ich will mich gar nicht besser stellen, die Kritik trifft auf mich genauso zu.
@Big_Berny: erst gestern hab ich einen bericht im fernsehen gesehen, daß bio tiere keinesfalls freilaufend sind, wie man sich bio vorstellen möchte. die ganzen rinder, schweine und hühner, die als bio verkauft werden, haben mehr, als wenig platz. von frei laufend kann überhaupt keine rede sein. ich glaube, ein rind hat etwa 2m² platz, gerade so viel, daß es sich hinlegen kann. bio ist nicht, was der name vermuten läßt, ganz im gegenteil - bio ist marketing, das dem konsumenten suggerieren soll, gesunde tiere zu essen. die realität sieht leider anders aus und wie immer ist der kunde am ende der dumme.
@stereodolby: Kommt halt ganz darauf an. In der Schweiz sind die Richtlinien sehr streng im Vergleich. Die Weidefläche beträgt beispielsweise 5 Quadratmeter pro Huhn. Bio-Kühe müssen mindestens 26 Tage pro Monat ins Freie, wo sie mindestens 12 Quadratmeter Platz haben müsse - die Hälfte davon ungedeckt. Sicher gibts immer Schwarze Schafe und sicher bezahlt man eine grössere Marge (da grössere Kaufkraft), aber ich denke doch, dass Bio-Rinder moralisch gesehen doch besser dran sind als konventionelle Rinder. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Tiere, vor allem auch für Hühner.
@Big_Berny: das hätte ich vor dem tv bericht auch gesagt, aber vielleicht sind es wirklich die unterschiede schweiz/brd, daß da der hase im pfeffer liegt. in dem bericht, den ich sah, waren die tiere im stall zusammengepfercht, aber, wie gesagt, in deutschland.
@stereodolby: Waren es in der Doku denn Unternehmen, die sich nicht an die Richtlinien gehalten haben oder sind einfach die Richtlinien sehr lasch?
@Big_Berny: der bericht zeigte kleinere unternehmen auf. also kleinere bis mittelgroße bauernhöfe mit bestallung. wie die großen firmen es halten, weiß ich nicht, aber da hört man ja auch selten gutes. inzwischen denke ich, daß die bestimmungen in der schweiz wesentlich besser sind, als in der brd. was einem hier als biofleisch verkauft wird, da dreht sich einem echt der magen um, wenn man sieht, wie die tiere gehalten wurden.
@Big_Berny: Wie Du weiter unten ja selber schreibst: manche müssen froh sein wenn sie überhaupt ihre Familie über Wasser halten können.
@moribund: Ja, wahrscheinlich ist es einfach in Deutschland anders. In der Schweiz sind es nunmal nur 7,7% der Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze leben (d.h. Einzelperson: 1800 Euro pro Monat; Familie: 3300 Euro pro Monat). Darum bin ich mir nicht sicher, ob diese 7,7% den Ausschlag geben. Wenn die anderen 92% "moralisch" konsumieren würden, wo es möglich ist, hätte das bereits sehr viel Einfluss.
@Big_Berny: Bin Österreicher, kanns also auch nicht genau beurteilen. ^^
Aber wenn Du zB als Normalverdiener eine Familie mit zwei Kindern hast fällst Du auch nicht unter die Armutsgrenze aber musst jeden Euro zweimal umdrehen. Ich hab zB Verwandte in Hamburg, die haben drei Kinder, er verdient ganz ok, sie hat einen Halbtagsjobs - die können sich heuer das erste Mal seit vielen Jahren einen Urlaub leisten.
Gerade Kinder kosten viel Geld!
@moribund: Das stimmt natürlich.
Was mich nur stört bei der Debatte ist, dass man alles darauf abschiebt, dass man halt zu wenig Geld hat, um auf faire Produkte zu achten. Wenn das tatsächlich der einzige Grund wäre, müssten ja alle Reichen und Vielverdiener auf faire Produkte achten. Und das ist definitiv der Fall. Abgesehen davon, dass scheinbar viele nicht in der Lage sind faire Produkte zu konsumieren, denke ich deshalb, dass es doch auch ein Einstellungsproblem gibt.
@Big_Berny: Ah ok. Da geb ich Dir völlig Recht.
Wow! Eine Internet-Diskussion die mit gegenseitiger Zustimmung endet.
Das ich sowas noch erleben darf... ;-)