Wieder einmal hat der Payment-Dienst PayPal das Konto eines Dienstes eingefroren, der der US-Regierung nicht genehm sein könnte. Diesmal handelt es sich um ProtonMail, einen Schweizer Anbieter für die verschlüsselte E-Mail-Kommunikation.
Hinter ProtonMail stehen einige erfahrene Informatiker von renommierten Forschungseinrichtungen wie dem MIT, der Harvard University und dem CERN. Diese hatten sich das Ziel gesetzt, einen E-Mail-Dienst bereitzustellen, der höchsten Anforderungen an den Datenschutz gerecht wird und insbesondere dem Zugriff westlicher Geheimdienste bestmöglich entzogen ist. Dafür setzen die Betreiber beispielsweise auf eine starke Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, anonyme Zahlungsmöglichkeiten und einen Sitz in der Schweiz.
Für den Aufbau des Angebotes sollte per Crowdfunding Geld eingesammelt werden und die Spenden flossen auch reichlich. Nun hat aber PayPal erst einmal das Konto eingefroren. "Wie viele andere, haben auch wir die Horror-Stories über PayPal gehört, glaubten aber nicht, dass es unsere Kampagne treffen wird, da PayPal erst kürzlich versprochen hatte, seine Bestimmungen zu verbessern", heißt es in einer ersten Stellungnahme der ProtonMail-Entwickler.
PayPals politische Agenda
Die Sperrung des Accounts hat allerdings wohl nicht wie in einigen anderen Fällen damit zu tun, dass Crowdfunding an sich eher eine Grauzone in den Nutzungsbestimmungen von PayPal ist. Vielmehr geht es direkt um den Dienst an sich, wo wieder einmal deutlich wird, dass sich PayPal nicht gerade als neutraler Dienstleister sieht, sondern durchaus einer politischen Agenda folgt.
"Als wir dem PayPal-Vertreter telefonisch Druck machten, um mehr über die Details zu erfahren, fragte er uns, ob ProtonMail überhaupt legal ist und ob wir die Genehmigung der Regierung hätten, E-Mails zu verschlüsseln", berichteten die Betreiber. "Wir sind nicht sicher, welche Regierung PayPal meint, aber selbst der vierte Zusatzartikel der US-Verfassung garantiert den Menschen das Recht, ihre Person, ihr Haus, ihre Dokumente und ihre Vermögenswerte vor unbegründeten Durchsuchungen und Beschlagnahmungen zu schützen."
ProtonMail will sich durch das Vorkommnis allerdings nicht einschüchtern lassen und setzt die Crowdfunding-Kampagne fort. Dabei setzt man nun allerdings auf andere Transfer-Möglichkeiten. So kann man den Entwicklern per Kreditkarte oder Bitcoin Spenden zukommen lassen.
Update: Inzwischen hat PayPal das Konto wieder freigegeben. Nach Angaben des Payment-Dienstes habe ein technischer Fehler dazu geführt, dass dieses vorübergehend nicht nutzbar war. Die Betreiber von ProtonMail bedankten sich bei der Öffentlichkeit für die Aufmerksamkeit, die das Thema erhielt, und zeigten sich überzeugt, dass es ohne diese nie so schnell zu einer Lösung gekommen wäre.