Der südkoreanische Elektronikriese Samsung will offenbar den Umfang seiner Anpassungen an Googles mobilem Betriebssystem Android in Zukunft reduzieren. Darauf haben sich die beiden Unternehmen laut einem Bericht aus den USA jetzt geeinigt.
Wie das von einigen bekannten US-Journalisten gegründete neue Portal Recode berichtet, haben sich Google und Samsung im Rahmen einiger breit angelegter Abkommen darauf verständigt, dass der Smartphone- und Tablet-Hersteller bei künftigen Geräten das erst auf der CES 2014 präsentierte neue Interface namens "Magazine UX" entweder wieder verstärkt dem normalen Android-Design anpasst oder gleich ganz darauf verzichtet.
Das Magazine UX (User Experience) wurde von Samsung auf der CES als eine der großen Neuerungen bei seinen neuen Tablets der Serien Galaxy TabPRO und Galaxy NotePRO vorgestellt. Die Oberfläche wirkt wie eine Mischung aus bekannten News-Reader-App Flipboard und der Modern UI von Microsofts Windows 8 und Windows Phone.
Google war laut dem Bericht auch mit Samsungs umfangreichen Maßnahmen zur Vermarktung eigener Dienste auf seinen Geräten unzufrieden. Statt vor allem den Play Store und andere von Google betriebene Quellen für neue Inhalte beim Magazine UX in den Mittelpunkt zu stellen, setzte Samsung darauf, seine eigenen Content-Services zu vermarkten.
Somit fällt ein von Samsung hoch geschätztes Alleinstellungsmerkmal offenbar weg, während Google sich über eine geringere Fragmentierung des Angebots freuen kann - und natürlich möglicherweise über Millionen mehr Nutzer seiner einträglichen Content-Dienste. Welcher Vorteil sich daraus für den weltgrößten Smartphone-Hersteller Samsung ergibt, ist derzeit noch unklar.
In den letzten Wochen habe sich die Beziehung von Google und Samsung "grundlegend" verändert, so die Quellen. Der Internetkonzern versucht derzeit, verstärkt die Kontrolle darüber zurück zu gewinnen, welche Apps die Gerätehersteller ab Werk auf ihren Android-Geräten ausliefern und welche Veränderungen sie vornehmen können. So kann ein Anbieter seit kurzem nur noch das gesamte Paket der Google-Apps und -Dienste vorinstallieren, statt wie bisher einzelne Anwendungen auszusuchen.
Quellen aus der Industrie sprachen deshalb davon, dass Google sich an Apples Vorbild orientiert. Zwar sei Android unter den Diensten und Apps noch Open-Source, doch was die Nutzer zu sehen bekommen, sei zunehmend proprietär, heißt es. Einige Entwickler werfen Google bereits vor, sich ähnlich monopolistisch zu verhalten, wie es Microsoft in den Neunzigerjahren tat, um sich eine führende Position zu bewahren.
Problematisch ist daran vor allem, dass die Kunden zunehmend in der "Google-Welt" aus Apps für praktisch alle wichtigen Features eines Smartphones leben, wodurch alternative Anbieter benachteiligt werden. Samsung hatte zuletzt Entwicklern die Möglichkeit gegeben, sich durch Bundling-Deals einem Millionenpublikum zu präsentieren und so Bekanntheit zu erlangen. Setzt der Konzern nun fast ausschließlich auf Googles hauseigenen Apps, wird dies nicht mehr der Fall sein.