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Zalando: Mit Mitarbeiter-Hetze zur Marktführung

Der Online-Händler Zalando strebt im Modemarkt des Internets weiter nach oben - und dies wohl auf Kosten der Beschäftigten, die die Zustände bei der Firma inzwischen zunehmend kritisieren.
Axisadman (CC BY-SA 3.0)
21.10.2013  10:36 Uhr
Nach Angaben von Mitarbeitern, die dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel (heutige Ausgabe) vorliegen, kontrolliere Zalando die Beschäftigten in seinem Lager in Erfurt - einer strukturschwachen Region, in der ohnehin schwer Arbeit zu finden ist - intensiv und setze sie unter Druck. Wenn jemand im Kommissionierlager als vermeintlich zu langsam auffalle, werde sein Arbeitstempo genau protokolliert. Außerdem sei es verboten, sich während der Arbeitszeit hinzusetzen, wird berichtet. Das Unternehmen begründet dies damit, dass viele Tätigkeiten in den Logistikzentren ohnehin nicht im Sitzen ausgeführt werden könnten. Letztlich entschieden vor allem Fehltage und Arbeitstempo darüber, ob ein Mitarbeiter nach einem Jahr Anstellung einen unbefristeten Vertrag erhalte oder nicht, berichtete ein Teamleiter.

Eine ZDF-Dokumentation hatte kürzlich ähnliche Vorwürfe gegen Zalando erhoben. Nach Informationen des Spiegel will der Internethändler möglichst bereits im aktuellen Geschäftsjahr in die Nähe einer schwarzen Null kommen, also quasi keinen Verlust mehr machen - abhängig vom Verlauf des Herbstgeschäfts. Seit seiner Gründung 2008 hat das Unternehmen stets rote Zahlen geschrieben. In den kommenden Wochen soll zudem ein weiterer Investor bei Zalando einsteigen. Dabei soll es sich um einen großen Pensionsfonds aus den USA handeln.

Der aggressive Kurs scheint sich dabei bezahlt zu machen. Im Jahr 2011 waren noch die Web-Ableger des stationären Handels die drei umsatzstärksten Online-Shops für Textilien und Schuhe in Deutschland. Jetzt belegen zwei reine Online-Marktplätze die beiden ersten Ränge, berichtete das Nachrichtenmagazin Focus in seiner heutigen Ausgabe unter Berufung auf die neue E-Commerce-Studie von Statista und dem Marktforscher EHI Retail.

Zalando ist demnach der am schnellsten wachsende und gleichzeitig größte Internet-Shop mit einem Umsatz in Deutschland von 412 Millionen Euro im Jahr 2012. Das Berliner Unternehmen hat wegen seines Gratisversands allerdings eine besonders hohe Retourenquote von 50 Prozent. Der bisherige Marktführer im Internet, die Modemarke Esprit, konnte im Vorjahr die Erlöse um 30 Millionen Euro steigern. Das reichte aber nur noch für Platz drei nach der von der Otto-Gruppe gegründete Mode-Marke Bonprix. C&A Online rutschte vom dritten auf den fünften Platz ab.
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