Microsoft Campus in Redmond



Das ist aber auch wohl gut so. Denn die Gebäude haben wohl noch nie einen Architekturpreis gewonnen. Es sind eben eher schmucklose Betonklötze, was aber auch kein Wunder ist, schließlich zog das Unternehmen im Jahr 1986 auf dieses Gelände. Dementsprechend alt sind auch einige der Gebäude.
Das viele Grün - das sich im Moment allerdings in atemberaubend schönen Herbstfarben präsentiert - war von Anfang an ein Wunsch von Bill Gates, wie uns Jamin Spitzer, Senior Director Platform Strategy, bei der Führung durch den Campus erzählt. Der Microsoft-Mitgründer wollte, dass das Unternehmen wie ein US-amerikanischer College-Campus aussieht, erläutert Spitzer.

Es gibt auch ein kleines Microsoft-Museum
Gegründet wurde Microsoft übrigens fernab von seinem derzeitigen Hauptsitz, nämlich in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico. Erst einige Jahre später zogen Paul Allen und Gates in ihren Heimatstaat Washington. Triebfeder dieser Rückkehr war Allen: "Es ist eine Umgebung, in der man einen großen Teil des Jahres drinnen verbringt", sagte Allen einmal. "Wir haben immer gescherzt, dass hier eine Atmosphäre herrscht, die das Programmieren fördert. Man sitzt vor seinem Terminal und sieht draußen den Regen."
Die Gebäude in Redmond sind durchnummeriert, die jeweilige Ziffer richtet sich nach dem Zeitpunkt der Errichtung. Dementsprechend gibt es auch ein Building 1, allerdings ist dieses nicht das erste, sondern gehört zu jenen vier Gebäuden, die gleichzeitig errichtet worden sind. Dort befindet sich übrigens, etwas versteckt, ein idyllischer Teich samt kleinem Wasserfall. Dieser ist unter Microsoft-Mitarbeitern als "Lake Bill bekannt.

Dieser Teich ist intern als 'Lake Bill' bekannt
Kein Gebäude ist höher als drei oder vier Etagen, auch das geschah auf Wunsch von Bill Gates, schließlich sollten diese die Bäume nicht überragen. Was sein Büro betrifft, hatte der langjährige Microsoft-CEO keine Sonderwünsche, es war ein ganz "normales" Zimmer wie es auch alle anderen Microsofties haben. Das gilt übrigens auch für den aktuellen Chef des Konzerns, auch Steve Ballmers Arbeitsraum ist nicht größer als die seiner Untergebenen. In welchem Gebäude auf dem Campus der Chef "zu Hause ist, soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden.
Was einem auf dem Campus auch sofort auffällt, sind die vielen grün-weißen Busse und Autos mit einem Microsoft-Logo, die praktisch den ganzen Tag auf dem Gelände herumfahren. Diese "Microsoft Connectors" sind eine verhältnismäßig neue Einrichtung, es sind quasi "Schulbusse, die die Microsoft-Angestellten aus dem Großraum Seattle zur Arbeit bringen.
Diese wurden vor rund drei Jahren eingeführt, zum einen aus Verkehrsgründen, zum anderen der Umwelt zu liebe. Rund ein Drittel aller Mitarbeiter nutzt diesen Service. Freilich: Es sind keine ganz normalen Busse. Jeder einzelne ist mit WLAN ausgestattet, so können die Angestellten bereits auf dem Weg ins Büro einen Teil der Arbeit erledigen. Das finden die Mitarbeiter auch gut so, da es bei Microsoft keine fixen Arbeitszeiten gibt: Spitzer: "Man arbeitet im Bus auf dem Weg zur und von der Arbeit und hat dann eben mehr Freizeit."

Auf diesen Teil der Berliner Mauer ist man bei Microsoft ziemlich stolz...
Das Wort Campus und dessen College-Vorbild hat auch zur Folge, dass auf dem Microsoft-Gelände nicht nur gearbeitet wird: Es gibt etliche Sporteinrichtungen (auf den Fußballfeldern steht derzeit das anlässlich der Build errichtete Zelt), etwa für Volleyball, Basketball und Baseball. Zudem gibt es zahlreiche Spazierwege und Laufstrecken.
Die rund 40.000 Angestellten müssen natürlich auch verpflegt werden, dementsprechend gibt es auf dem Campus auch zahlreiche Möglichkeiten zur Verpflegung, darunter 34 Cafés, 37 Espresso-Kiosks und 374 Automaten mit Essen. Dazu ein paar weitere interessante Fakten: Pro Jahr werden hier etwa 670.000 Pizza-Stücke, 820.000 Portionen Pommes, 650.000 Sandwiches und 170.000 Kekse konsumiert.
Der Campus hat übrigens auch ein besonderes Geheimnis oder Mysterium: Das Gebäude Nummer 7. Das gibt es nämlich nicht. Warum, weiß heute aber keiner mehr, wie Jamin Spitzer erzählt. "Wenn hier jemand sagt, dass er ein Meeting in Building 7 hat, dann weiß aber jeder: Derjenige macht eine Pause..."