So ist Max auch nicht besonders motiviert, sich vom Barhocker zu erheben, als eines Tages sein alter Polizei-Bekannter Raul Passos aufkreuzt und versucht, Max zu überreden, mit ihm nach Brasilien zu kommen. Payne lehnt ab und bestellt sich lieber noch einen Drink.

Die Film-Noir-Atmosphäre bleibt trotz des Schauplatzes Brasilien erhalten
Allerdings muss es sich Max nach einem eher unglücklichen Zusammentreffen mit einer Gruppe von Nachwuchs-Mafiosi anders überlegen, da er einen von ihnen erschießt. Was dessen Mafia-Boss-Daddy wiederum nicht gut findet und Jagd auf den Ex-Cop macht.
In Sao Paulo nimmt er also den Job an: Dabei ist er für den Schutz einer einflussreichen wie vermögenden Familie zuständig. Doch was macht man im Krimi-Normalfall mit mächtigen und reichen Familien? Richtig, man entführt jemanden. Und prompt gerät Max in den Mittelpunkt dieser Geschichte, da es natürlich zu seiner Aufgabe wird, die verschleppte Frau Fabiana zu finden und zu befreien.
Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht über die Story verraten. Rockstar verspricht bei Max Payne 3 immerhin eine spannende Geschichte, die übrigens deutlich bodenständiger ist als jene der Vorgänger. Spoiler wollen wir deshalb entsprechend vermeiden.

Nach New York geht es mit Hilfe von Rückblenden
Zum Teil hat diese Arbeit aber Rockstar selbst übernommen: Bei der weit fortgeschrittenen, aber noch nicht ganz finalen Version, die wir zur Probe spielen durften, wurden viele Story-relevante Passagen herausgeschnitten, um ja nicht zu viel zu verraten. Zudem zockten wir bei der knapp zweistündigen Max-Payne-3-Session nicht von Beginn an, sondern zeitlich unterschiedliche Passagen.
Film Noir in der Sonne?
Die Atmosphäre des neuen Schauplatzes Brasilien ist natürlich gänzlich anders als die düsteren Straßenschluchten New Yorks. Das Film-Noir-Feeling leidet allerdings nicht darunter: Wer das erste Mal in die Favelas Sao Paulos kommt, merkt recht schnell, dass das Bikini- und Karneval-Brasilien hier nicht zu finden ist. Trostlosigkeit, Müll und Verbrechen zeichnen nicht gerade ein Postkarten-würdiges Bild der größten Stadt des Landes.
Unser Ausflug in die Slums, der aus einem späteren Teil des Spiels stammt (zu erkennen an der Glatze des Helden), wird von Ermunterungen der Rockstar-Vertreter begleitet, man möge doch kurz einmal das Ballern einstellen und sich die Gegend anschauen. Und tatsächlich lohnt sich die Pause. Die Grafik ist beeindruckend detailreich, wenn man hinter den Blechhüten die moderne Skyline erkennt, dann hat man tatsächlich das Gefühl, sich auf einem anderen Planeten zu befinden.
Apropos Grafik: Die Animationen des Spiels sind phantastisch. Gegner greifen auf die getroffene Stelle, taumeln oder fallen physikalisch korrekt auf die Seite, man spürt geradezu die Wirkung der verschossenen Projektile. Dabei gleicht kaum eine Animation der anderen.
Max Payne 3



Ein ähnliches Lob muss man der Künstlichen Intelligenz aussprechen: Die Bösewichte agieren derartig gefinkelt, so dass man immer wieder in Situationen gerät, die definitiv anders geplant waren. Die Gegner lenken nämlich geschickt ab, flankieren den Spieler und das alles wenn man sich gerade hinter einer Deckung gemütlich gemacht hat und glaubt, dort sicher zu sein.
Natürlich weiß sich Max Payne auch zur Wehr zu setzen: Dabei ist die für die Reihe typische Zeitlupenfunktion, die so genannte "Bullet Time", das wichtigste Gameplay-Element. Was auch kein Wunder ist, schließlich ist es auch jene Funktion, mit der die Max-Payne-Reihe auch berühmt wurde.
Hammer Time? Bullet Time!
Die Bullet Time steht in zwei unterschiedlichen Ausführungen zur Verfügung: Zum einen kann sie "aus dem Stand" aktiviert werden, zumindest wenn die entsprechende Abschuss-Leiste gefüllt ist. Die Bullet Time kann allerdings auch jederzeit ausgelöst werden, indem man auf Knopfdruck einen Hechtsprung macht. Das kann man so oft machen wie man will, zumindest in der Theorie: Denn Hindernisse wie Wände unterbrechen die Zeitlupen-Ballerei. Außerdem sollte man aufpassen, dass man nicht irgendwohin segelt, wo einem ein harter Aufprall droht, etwa aus einer höhergelegenen Etage.
Die Gefechte spielen sich insgesamt sehr gut und flüssig, allerdings sollten nur Controller-Profis und Feinmotoriker auf die (mehrstufige) Zielhilfe verzichten, da sich die Steuerung gelegentlich etwas fummelig anfüllt, was aber sicherlich auch Gewöhnungssache ist.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Rockstar wieder einmal auf eine deutsche Synchronisation verzichtet. Das ist zwar schade für alle, die des Englischen nicht ganz so mächtig sind, alle anderen können aber eine absolut hochwertige englische Sprachausgabe erleben. Die portugiesische Sprache wird im Übrigen nicht übersetzt, es gibt dazu auch keine Untertitel. Das soll das Gefühl verstärken, dass sich Max in einem absolut fremden Land befindet und entsprechend auch kein Wort versteht.
Für die Qualität der Sprachausgabe sorgt insbesondere Hauptdarsteller James McCaffrey, der vor allem als Jimmy Keefe in der TV-Serie "Rescue Me" bekannt geworden ist. McCaffrey lieh schon in den ersten beiden Teilen Max Payne seine charakteristische Stimme, dieses Mal gestalteten die Entwickler das Gesicht des Protagonisten nach dem Antlitz des Schauspielers, was auch bestens gelungen ist.

James McCaffrey leiht Max Payne nicht nur seine Stimme, sondern erstmals auch das Gesicht
Fazit:
Max Payne 3 ist der erste Teil, der nicht von Remedy Entertainment umgesetzt wird. Dafür ist nun Rockstar Games verantwortlich, bisher haben die GTA-Macher nur als Publisher fungiert. Allerdings müssen sich Fans der beiden ersten Teile keine Sorgen um ihren Liebling machen: Denn wenn es einem Spielestudio gelingt, eine würdige Fortsetzung zu erschaffen, dann den Gangster-Spezialisten von Rockstar.
Nach allem, was wir bisher gesehen haben, kann man davon ausgehen, dass Max Payne 3 eine absolut würdige zweite Fortsetzung wird. Davon überzeugen kann man auf Konsolen sich ab dem 18. Mai (Xbox 360 und PlayStation), die PC-Fassung folgt etwa zwei Wochen später am 1. Juni.
Im WinFuture-Preisvergleich: Max Payne 3 für PlayStation 3 und Xbox 360 (VÖ: 18. Mai) sowie PC (1. Juni).