FBI schließt MegaUpload.com - Betreiber verhaftet

Roland Quandt, 19.01.2012 23:41 Uhr 108 Kommentare
Die US-Bundespolizei FBI hat heute eine der bekanntesten Datei-Hosting-Seiten der Welt vom Netz genommen. MegaUpload.com ist seit kurzem nicht mehr erreichbar. Die Betreiber, darunter der bekannte "Hacker" Kim "Kimble" Schmitz, wurden angeklagt und einige von ihnen bereits in Haft genommen. Wie das 'Wall Street Journal' berichtet, wurde MegaUpload.com heute gesperrt. Vier der Betreiber, darunter auch Kimble, wurden bereits verhaftet. Insgesamt sieben Personen, unter ihnen auch eine Reihe weiterer Deutscher, wurden von den US-Behörden am 5. Januar vor dem Bezirksgericht von Ost-Virginia wegen einer ganzen Bandbreite von Straftaten im Bereich der Online-Piraterie angeklagt.

Die vier Festnahmen erfolgten den Angaben zufolge in Neuseeland, wo laut Berichten von Augenzeugen ein Anwesen, das angeblich unter anderem von Kim Schmitz bewohnt wird, von der Polizei durchsucht wurde. An verschiedenen Standorten in aller Welt führten US-Bundesagenten und andere Behörden Beschlagnahmungen von Server-Farmen und Bankkonten durch.

MegaUpload Support-Video von bekannten Musikern
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MegaUpload hat seinen offiziellen Sitz in Hong Kong und ist derzeit nicht mehr erreichbar. Nach eigenen Angaben griffen zuletzt mehr als 50 Millionen Nutzer täglich auf das Angebot zu. Der Dienst ermöglicht seinen Nutzern den Upload von Dateien und wurde seit Jahren zur Verbreitung illegaler Kopien von Filmen, Musik und Software genutzt. Gegen Zahlung einer Gebühr war der schnellere Download von Inhalten möglich. Beim kostenlosen Zugriff gab es Geschwindigkeits- und Volumenbegrenzungen.

Laut der Klageschrift wirft die US-Bundesanwaltschaft den Betreibern von MegaUpload vor, den Inhabern der Rechte an den über die Website bereitgestellten Werken einen finanziellen Schaden von mindestens 500 Millionen US-Dollar zugefügt zu haben. In dem Papier wird MegaUpload als eine "weltweite kriminelle Organisation" bezeichnet, deren Mitglieder sich der "kriminellen Verletzung von Urheberrechten und der Geldwäsche in riesigem Ausmaß" schuldig gemacht haben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Schmitz und seine Kumpanen mit dem Betrieb von MegaUpload weit über 175 Millionen Dollar verdient haben. MegaUpload wurde von diversen Medienunternehmen wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt. Unter anderem gibt es einen Rechtsstreit um ein Werbevideo von MegaUpload, in dem eine Reihe von bekannten Künstlern wie Kanye West und Mary J. Blige sich angeblich positiv zu dem Portal äußern. Die Plattenfirma Universal Music geht davon aus, dass der Clip ihre Rechte verletzt und fordert die Löschung des Films von der Videoplattform YouTube.

Der Chief Executive Officer (CEO) von MegaUpload soll laut Medienberichten kein geringerer als der Musikproduzent Swizz Beatz sein, dessen echter Name Kaseem Dean lautet. Er ist mit der bekannten Sängerin Alicia Keys verheiratet, die in dem von Universal beanstandeten Support-Video von MegaUpload einen Gastauftritt hat. Dean wird in der Anklage der US-Behörden allerdings nicht erwähnt.

MegaUpload gilt als eine der meistbesuchten Websites überhaupt. Nach Angaben des Webanalyse-Dienstes Alexa rangierte das Portal zuletzt Platz 72 in der Liste der am häufigsten frequentierten Internetseiten. Kim "Kimble" Schmitz hatte sich erst vor kurzem im Zuge der Veröffentlichung des Unterstützer-Videos als Betreiber der Plattform zu erkennen gegeben.

Er ist nach Angaben des US-Justizministeriums der alleinige Betreiber des Angebots und gründete die dahinter stehende Firma MegaUpload Limited. Außerdem ist er der alleinige Inhaber der Firma Vestor Limited, die seine Anteile an einer Reihe von Websites hält, die mit MegaUpload in Verbindung stehen.

Bei einer Verurteilung im Zuge der von den US-Behörden angestrengten Klage droht den Beteiligten eine Haftstrafe in Höhe von vielen Jahren, da für einige der vom FBI zitierten Vergehen jeweils Strafen von bis zu 20 Jahren verhängt werden können. Würden die Beschuldigten in mehreren Anklagepunkten zur Höchststrafe verurteilt, könnte sich ihre Haftdauer auf mehr als 50 Jahre summieren - was natürlich unwahrscheinlich ist.
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