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Hintergrund: Bei den ChatGPT-Machern kämpft Profit gegen Gemeinwohl

Scheinbar aus heiterem Himmel brach am Freitag das Chaos beim KI-Entwickler OpenAI aus. Hinter den Kulissen des Unternehmens schwelt allerdings seit einiger Zeit eine Auseinandersetzung zwischen zwei Lagern, die nun in der Absetzung des Chefs Sam Altman kulminierte.
20.11.2023  08:51 Uhr

Altmann ging zu schnell und zu weit

Aktuell lässt sich nicht endgültig sagen, wie die Sache ausgehen wird. Denn die Absetzung des Firmengründers hat massive Folgen. Nicht nur sein Vorstandskollege Greg Brockman ist raus, auch mehrere hochrangige Entwickler warfen umgehend ihren Job hin und verließen das Unternehmen. Unterstützung hat Altmann allerdings seitens des mächtigen Geldgebers Microsoft. Dessen Konzernchef Satya Nadella wusste ebenfalls nichts von der Sache und war entsprechend wütend. Immerhin hat sich Microsoft mit der Entscheidung, sich im KI-Segment maßgeblich von OpenAI abhängig zu machen, angesichts der aktuellen Situation in eine unangenehme Lage gebracht - die sich in einem zwischenzeitlichen Einbruch des Aktienkurses um 16 Prozent zeigte. (Inzwischen hat Microsoft den OpenAI-Gründer zu sich geholt.)

Microsoft-Kurs reagiert auf Altmann-Rauswurf bei OpenAI
So reagierte der Microsoft-Kurs auf Altmanns Rauswurf

Ausgerechnet der Auftritt Altmanns auf dem OpenAI Dev Day am 6. November, bei dem er gemeinsam mit Nadella auf der Bühne stand und verschiedene Neuerungen präsentierte, soll allerdings den Stein ins Rollen gebracht haben. Die Tech-Journalistin Kara Swisher verwies darauf, dass dies der "Wendepunkt war, an dem Altman zu weit und zu schnell ging".

OpenAI ist formal gemeinnützig

Denn im Hintergrund gab es schon länger eine Auseinandersetzung um zwei grundsätzlich unterschiedlichen Strategien. Altmann stand dabei für einen klaren Business-Kurs, bei dem Weiterentwicklung der KI-Modelle schnell vorangetrieben und in konkrete Produkte umgesetzt werden sollte. Dies war damit verbunden, die Produkte möglichst gewinnbringend in den Markt zudrücken, was aber entsprechend auch höhere Risiken mit sich brachte.

Die Gegenseite - die vom aktuellen Aufsichtsrat prominent unterstützt wird - sprach sich eher für eine Konzentration auf die grundlegenden technischen Entwicklungen aus. Anwendungen sollten demnach vorsichtiger umgesetzt werden. Es ging also um eine nachhaltigere Entwicklung, die weniger schnell die großen Gewinne versprach, sondern OpenAI langfristig als Technologieführer etablieren sollte - und dies vor dem Hintergrund, dass OpenAI formal kein normales Unternehmen, sondern eine gemeinnützige Gesellschaft ist. Personalisiert wurde diese Seite durch Ilya Sutskever, einem anderen Mitbegründer der Firma, der allerdings weniger die Öffentlichkeit suchte.


Sutskever hatte Altmans Drang nach öffentlichkeitswirksamen Auftritten mehrfach kritisiert. "Ego ist der Feind des Wachstums", erklärte er beispielsweise. Während dieser sich als Vorstandsmitglied mit einem Team gerade mit der Frage befasste, wie man eine hypothetische superintelligente KI (eine KI auf menschlichem Niveau, eine sogenannte AGI) kontrollieren kann, stellte sich Altman bereits öffentlich hin und sprach darüber, dass es die "berufliche Ehre meines Lebens" sei, dieser Entwicklung beizuwohnen.

Aktuell lässt sich nicht absehen, wie der Machtkampf ausgehen wird. Während einige externe Beobachter bereits Parallelen zum Rauswurf Steve Jobs' durch den damaligen Apple-Vorstand im Jahr 1985 zogen, lehnte Sutskever den Putsch-Vorwurf ab. "Das war der Vorstand, der seine Pflicht gegenüber der Mission der Non-Profit-Organisation erfüllte, die darin besteht, sicherzustellen, dass OpenAI eine AGI entwickelt, die der gesamten Menschheit zugutekommt", sagte er.

Zusammenfassung
  • Chaos bei OpenAI: CEO Sam Altman abgesetzt
  • Vorstandskollege Brockman und Entwickler gehen
  • Microsoft als Geldgeber durch Aktieneinbruch betroffen
  • Altman's Auftritt am 6.11. löste Konflikt aus
  • Interne Auseinandersetzung über KI-Strategie
  • Sutskever gegen Altman's schnellen Business-Kurs
  • Unklarheit über Ausgang des Machtkampfes bei OpenAI

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