Niemand hat einen Plan
Demnach sieht sich das ITER-Projekt nicht nur mit zusätzlichen Verzögerungen von mehreren Jahren konfrontiert, sondern auch mit der zunehmenden internen Erkenntnis, dass die verbleibenden technischen Herausforderungen dazu führen werden, dass die Budgets noch weiter aus dem Ruder laufen. Ein erfolgreicher Betrieb wird somit immer weiter in die Zukunft verschoben, was es natürlich immer schwieriger macht, die beteiligten Staaten finanziell bei der Stange zu halten.Aus den Dokumenten, die vor einem Jahr für eine nicht öffentliche Sitzung des ITER-Rates erstellt wurden, geht hervor, dass sich das Projekt damals auf eine dreijährige Verzögerung einstellte - eine Verdoppelung der internen Schätzungen, die nur sechs Monate zuvor erstellt wurden. Und in dem Jahr, in dem diese Dokumente verfasst wurden, sind die ohnehin schon düsteren Nachrichten aus dem ITER leider nur noch schlimmer geworden.
Denn es zeigte sich, dass auch niemand in der Lage war, eine realistische Schätzung der zusätzlich nötigen Gelder abzugeben. Auch bei den großen Partnern, wie beispielsweise die USA in Form des Energieministeriums, scheint niemand eine brauchbare Übersicht zu haben. Der Optimismus, dass am Ende alles gut wird, scheint so immer weiter zu schwinden.
Zusammenfassung
- ITER: weltgrößtes Fusionsforschungsprojekt, 35 Länder beteiligt
- Budget: 6,3 Milliarden Dollar, Bauzeit: zehn Jahre
- Probleme: Geld- und Zeitplanungen nicht eingehalten
- Verzögerungen von mehreren Jahren, Finanzen schwierig zu halten
- Geldschätzungen nicht realistisch, Optimismus schwindet
- ITER könnte einer der größten Fehlschläge der Geschichte werden
- Anlage soll in zwei Jahren in Betrieb gehen, unklar, ob das gelingt