Öffentliche Amtsträger werden in den USA, aber auch anderswo, oft auf verschiedene Bücher vereidigt - oft sieht man die Bibel oder eine gedruckte Ausgabe der Verfassung. Bei der NASA kam es hier nun aber zu einer bisher einmaligen Wahl.
Makenzie Lystrup wurde vor einigen Tagen als neue Direktorin des Goddard Space Flight Center der NASA vereidigt. Als sie ihren Amtseid ablegte, ruhte ihre Hand auf einer Ausgabe des Buches "Pale Blue Dot" des berühmten Astrophysikers Carl Sagan. Die Entscheidung Lystrups, der die Wahl des Buches freisteht, hat durchaus einiges an Symbolkraft zu bieten.
Der Titel des 1994 erschienen Werkes nimmt Bezug auf ein Bild, das die Raumsonde Voyager I im Jahr 1990 aufgenommen hatte. Aus enormer Distanz schickte sie ein Foto zurück, auf dem die Erde nur noch als kleiner blassblauer Punkt (pale blue dot) zu erkennen war. "Schauen Sie noch einmal auf diesen Punkt. Das ist hier. Das ist unser Zuhause. Das sind wir", erläuterte Sagan damals einem staunenden Publikum, das die Erde noch nie aus einer solchen Perspektive gesehen hatte.
Viel Symbolkraft
Religiöse Amtsträger wählen in der Regel ihre jeweils heilige Schrift für den Amtseid aus, was in den USA in den meisten Fällen die Bibel ist. Wer weniger mit dem Glauben anfangen kann, greift hingegen meist einfach zur US-Verfassung. Warum Lystrup dies nicht auch tat, wurde von ihr nicht weiter erläutert. Man kann aber annehmen, dass die Wissenschaftlerin - sie ist selbst seit vielen Jahren Planetenforscherin - sich auch in ihrer neuen Rolle weniger als reine Mitarbeiterin der US-Regierung sieht. Forscher arbeiten immerhin fast immer in einer weit vernetzten internationalen Community.
Das Buch Sagans ist darüber hinaus eine durchaus symbolische Wahl. Denn der Astronom wurde nicht nur durch seine wissenschaftliche Arbeit berühmt. Er war auch ein herausragender Kommunikator, der komplexe Sachverhalte aus der Wissenschaft für viele Laien verständlich gemacht hat.