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Die russische Raumfahrt steckt in ernsthaften Schwierigkeiten

Das zivile Raumfahrtprogramm Russlands steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Die aktuell akuten Probleme haben ihre Ursache wahrscheinlich noch vor den aktuellen Sanktionen aufgrund des Ukraine-Krieges - und es wird noch schlimmer.
22.03.2023  10:21 Uhr
Die russische Raumfahrttechnik galt lange als extrem robust und tat über lange Zeit ihren Dienst. Die Sojus-Raketen und -Raumschiffe und die Progress-Frachter stammen allerdings als Grundkonzept noch aus der Zeit der Sowjetunion, auch wenn sie seitdem immer wieder modernisiert wurden. Und die Störfälle häufen sich inzwischen - wie man beispielsweise an den beiden Kühlmittellecks sieht, die jüngst bei Sojus und Progress auftraten. Doch diese offensichtlichen Schwierigkeiten sind nicht das Einzige. "Was wir sehen, ist der fortschreitende Niedergang des russischen zivilen Raumfahrtprogramms", kommentierte Bruce McClintock, ehemaliger Verteidigungsattaché an der US-Botschaft in Moskau und derzeitiger Leiter der Space Enterprise Initiative der Rand Corporation, einer gemeinnützigen Forschungsorganisation, gegenüber dem US-Magazin Wired. Aus seiner Sicht liege eine entscheidende Ursache hierfür darin, dass man im Kreml vor zehn Jahren entschied, dem militärischen Raumfahrtprogramm des Landes - das sich auf Satelliten- und Antisatellitentechnologien konzentriert - Vorrang vor dem zivilen Raumfahrtprogramm einzuräumen.


Entsprechend begrenzt sind die Mittel. Die Raumfahrt-Agentur Roskosmos kann zwar halbwegs die bestehende Technik weiter betreiben, Neuentwicklungen, wie sie im Westen oder China aktuell für Aufsehen sorgen, gibt es hingegen nicht. Während in den USA insbesondere wiederverwendbare Launcher die Raumfahrt immer effizienter machen, muss man in Russland weiter auf die Einwegtechnik früherer Jahre zurückgreifen, was den finanziellen Spielraum enorm einschränkt.

Das ist nicht die Sowjetunion

Hinsichtlich der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS führte an den Russen längere Zeit kein Weg vorbei, doch auch das hat sich längst geändert. Und die Partner, hauptsächlich die NASA, konzentrieren sich auf ihre eigene Technik, da die Zusammenarbeit mit Russland immer schwieriger wird. Das führt natürlich dazu, dass bei Roskosmos weitere Einnahmen wegbrechen, die von Moskau nicht ersetzt werden.

Da verwundert es kaum, dass großspurige Ankündigungen, aus der ISS-Partnerschaft auszusteigen und eine eigene Raumstation aufzubauen, nach und nach wieder kleinlaut zurückgezogen werden mussten. Pavel Luzin von der Jamestown Foundation, ein Experte für die Entwicklungen in dem Bereich, erklärte, dass ihm nicht bekannt sei, dass neue Raumstationsmodelle, bemannte Raumfahrzeuge oder Trägerraketen in Arbeit seien.

Generell sei es eine ziemlich optimistische Ansicht, dass Russland in den 2030er-Jahren überhaupt eine neue Station in Betrieb nehmen könne. "Russland ist nicht die Sowjetunion", sagt Luzin. "Russland wird in der Lage sein, einige große Fahrzeuge und Sojus-Raumschiffe herzustellen. Russland wird in der Lage sein, einige Satelliten zu starten. Aber es wird keine fortschrittliche Weltraummacht sein. Es wird keine Schritte über die niedrige Erdumlaufbahn hinaus machen."

Zusammenfassung
  • Russlands ziviles Raumfahrtprogramm in Schwierigkeiten.
  • Störfälle häufen sich, Neuentwicklungen fehlen, Einnahmen sinken.
  • Großspurige Ankündigungen zurückgezogen.
  • Experte: Russland keine fortschrittliche Weltraummacht.
  • 2030er: Neue Station vielleicht möglich, aber keine Schritte über niedrige Erdumlaufbahn.

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