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Russland behauptet, dass Piraterie-Seiten West-Propaganda verbreiten

Morgen vor einem Jahr begann der russische Angriff auf die Ukraine und der Überfall hatte schier unzählige Folgen für das Land, den Westen, aber auch Russland selbst. Das betrifft im letzteren Fall diverse Sanktionen, auch beim Thema Medien. Doch diese haben es immer schwerer.
23.02.2023  15:02 Uhr
Mehr als 14.000 aktive Sanktionen gegen Russland Infografik: Mehr als 14.000 aktive Sanktionen gegen Russland

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde das Putin-Regime mit zahlreichen Sanktionen bestraft, auch westliche Filmstudios kappten ihre Beziehungen zum Aggressor-Staat. Doch dieses Content-Austrocknen ging nicht über Nacht, sondern betraf zunächst neue Inhalte und Verträge. Bereits zuvor ausgestellte Lizenzen und vergebene Pakete waren aber (noch) nicht betroffen, hier hätten die westlichen Medienunternehmen Rechtsbruch begangen.

Also musste man notgedrungen warten, bis die Verträge auslaufen und das ist, in einem bedeutenden Fall, Ende des Monats so weit. Denn wie TorrentFreak unter Berufung auf russische Medien berichtet, wird am 28. Februar 2023 ein Paket mit mehr als 200 Filmen von Disney, Sony und anderen Hollywood-Studios von bekannten russischen Streaming-Plattformen verschwinden, allen voran Marktführer Kinopoisk.


Ausweichen in Richtung Piraterie

Deshalb rechnen russische Experten, dass viele Kunden auf illegale Plattformen ausweichen werden, jedenfalls noch mehr als sie das ohnehin schon machen. Laut dem russischen Cybersicherheitsunternehmen Angara Security haben in den vergangenen Wochen Domain-Anmeldungen mit Film- und TV-Bezug sprunghaft zugenommen. "Unseren Daten zufolge gehört die überwiegende Mehrheit der neu eingerichteten Websites den Piraten. Diese Aktivitäten sind darauf zurückzuführen, dass die Angreifer die inhaltliche Agenda genau verfolgen und für ihre eigenen Zwecke nutzen", sagte Angara-Vertreterin Victoria Varlamova gegenüber IZ.

Das ist alles andere als ungewöhnlich, denn natürlich wollen auch russische Kunden westliche Filme und Serien sehen. Die russische Medienregulierungsbehörde Roskomnadzor hat hierzu aber eine ganz eigene Meinung. Denn dort hält man das Ganze für eine Verschwörung der Ukraine und des Westens: "Die Schaffung und Verbreitung solcher Piraterie-Videodienste unter dem russischen Publikum erfolgt vom Hoheitsgebiet der Ukraine aus mit Unterstützung einiger unfreundlicher Länder, von denen keine Klagen mehr wegen Verletzung ihrer Urheberrechte bei der Verbreitung von Inhalten eingegangen sind", so Roskomnadzor.

Dabei ist es durchaus unbestritten, dass die Ukraine schon vor dem Krieg eine signifikante Rolle in der Piraterie-Szene gespielt hat, die Behauptung, dass der Westen daran beteiligt ist, weil Medienunternehmen in Russland nicht mehr ihre Rechte durchsetzen können, ist doch eher an den Haaren herbeigezogen.

Zum Warum hat Roskomnadzor auch eine weitere Theorie und meint, dass westliche Piraterie "gezielt für antirussische Propaganda und die Verbreitung von gefälschtem Material genutzt" werde - und will dagegen verstärkt vorgehen.

Zusammenfassung
  • Russland griff vor einem Jahr die Ukraine an, was zu Sanktionen führte.
  • Ende Februar läuft ein Paket mit 200 Filmen ab.
  • Experten erwarten, dass viele Kunden illegal weiter schauen.
  • Roskomnadzor: "Piraterie wird gezielt für antirussische Propaganda genutzt".
  • Ukraine hatte schon vor dem Krieg eine große Rolle in der Piraterie.
  • Roskomnadzor möchte verstärkt gegen Piraterie vorgehen.
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