Die notwendige verstärkte Nutzung regenerativer Energien erfordert nicht nur einen deutlichen Ausbau von Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen, auch das Stromnetz muss angepasst werden. Für eine Reform dieser Infrastruktur wurde nun der Startschuss gegeben.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat hierfür die "Plattform Klimaneutrales Stromsystem" ins Leben gerufen. Der Plan: Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter sollen sich zusammensetzen und Vorschläge für die zukünftige Gestaltung des Stromnetzes entwickeln. Bis zum Jahresende sollen dann Ergebnisse vorliegen, berichtet die Nachrichtenagentur DPA.
Habeck erklärte, dass es nicht nur um den steigenden Anteil von erneuerbaren Energien geht, sondern auch um den steigenden Bedarf an Strom - hier werden vor allem Elektroautos und Wärmepumpen für ein deutliches Plus sorgen. Darauf muss die Infrastruktur natürlich zügig ausgerichtet werden. Der Minister betonte aber auch, dass der Umbau des Netzes ein längerfristiges Projekt ist, das gut geplant werden muss. Von dem schnellen Vorstoß, den es auf EU-Ebene gibt, hält er daher wenig.
Nicht nur das Leitungsnetz
Die Konzepte der Arbeitsgruppe müssen sich natürlich an verschiedenen Grundsätzen orientieren: Es gehe darum, ein klimaneutrales Energiesystem zu schaffen, das zu jeder Tages- und Nachtzeit die Versorgungssicherheit gewährleiste. Dabei soll es aber nicht bleiben. Habeck will auch verschiedene Probleme bei der Preisgestaltung angehen, die in der letzten Zeit immer wieder für Kritik sorgten.
So soll insbesondere die Industrie, aber auch der Privatkunde, stärker von günstigen Erzeugerpreisen profitieren. Zuletzt blieben die Verbrauchspreise auch dann hoch, wenn immer größere Mengen günstigen Ökostroms im Netz landeten, weil sich der endgültige Preis über das Merit-Order-Prinzip nach den teureren Kraftwerken richtete. Hier sorgten letztlich die zugeschalteten Gaskraftwerke für überzogene Preise.
Dass die Probleme jetzt so stark hervortreten, hat einen Grund: Das gesamte Stromsystem ist darauf ausgelegt, dass einige Großkraftwerke, in denen fossile Energieträger genutzt werden, den überwiegenden Anteil liefern. In der Realität besteht die Erzeuger-Seite aber zunehmend aus zahlreichen kleinen und dezentralen Systemen wie Windkraftanlagen und Solaranlagen. Auf diese ist das alte Modell überhaupt nicht ausgelegt, was seine Schwächen zunehmend zutage treten lässt.