Amazon: Drittanbieter müssen teils 50% des Verkaufspreises abgeben

Christian Kahle, 14.02.2023 08:51 Uhr 20 Kommentare
Amazon dreht nicht nur aufseiten der Kunden stärker an der Preisschraube. Auch die zahlreichen kleinen Händler, die oft stark von der Plattform abhängig sind, müssen einen immer größeren Anteil ihrer Einnahmen an das Unternehmen abgeben. In den letzten Monaten verzeichnet Amazon im E-Commerce-Geschäft sinkende Umsätze, während die Preise immer weiter steigen. Das führte bereits zur Erhöhung von Kundenpreisen - beispielsweise beim Prime-Abonnement. Aber auch die zahlreichen kleineren Händler, die ihre Produkte über die Amazon-Plattform verkaufen, müssen immer mehr Gebühren abführen - durchschnittlich gehen inzwischen mehr als 50 Prozent des Verkaufspreises an den Konzern.

Der Wert lag im Jahr 2016 noch bei 35,2 Prozent, wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Marketplace-Pulse berichtet. Allerdings handelt es sich hier um die Beträge, bei denen die Händler quasi den vollen Service Amazons nutzen - inklusive der Lagerung der Waren in den Logistikzentren des Unternehmens, des Versands und auch der werblichen Optimierung der Produktpräsentation.



Ohne geht nicht, mit aber auch nicht

Bei Amazon sieht man die eigenen Angebote an die Händler lediglich als wohlmeinende Option an: "Viele Vertriebspartner haben ihr Geschäft ohne Werbung aufgebaut und betrieben", sagte Unternehmenssprecherin Mira Dix. "Wenn sie sich dafür entscheiden, für ihre Produkte zu werben, können sie zwischen vielen Dienstleistern wählen. Die Verkäufer sind nicht verpflichtet, unsere Logistik- oder Werbedienstleistungen in Anspruch zu nehmen, und nutzen sie nur, wenn sie einen zusätzlichen Wert für ihr Geschäft darstellen."

Ganz so freiwillig ist dies für viele Anbieter allerdings nicht. Denn die Amazon-Plattform ist so dominant, dass es inzwischen schwierig ist, ein Geschäft beispielsweise mit einem eigenen Webshop aufzubauen. Und wer den Weg nicht weiter mitgehen will, muss davon ausgehen, den überwiegenden Teil der Kunden zu verlieren, da die meisten Verbraucher schlicht nur bei Amazon nach benötigten Waren suchen.

Der Verbleib auf der Plattform ist aber auch nicht einfach. "Für diese kleinen Unternehmen wird es immer schwieriger, profitabel zu sein, weil sie immer mehr Geld für Amazon-Gebühren ausgeben", sagte Juozas Kaziukenas, Geschäftsführer von Marketplace Pulse. "Amazon könnte versucht sein, die Gebühren weiter zu erhöhen, weil es sich in einer schwierigen Lage befindet, aber man muss eine Art Gleichgewicht erreichen."

Zusammenfassung
  • Amazon dreht an der Preisschraube, Kunden und Händler müssen mehr abgeben.
  • Umsätze sinken, Preise steigen. Prime-Abo und Gebühren für Händler erhöht.
  • 2016 lag die Gebühr für Händler bei 35,2%, jetzt bei über 50%.
  • Amazon sieht seine Angebote als wohlmeinend an, aber Händler sind abhängig.
  • Ein eigener Webshop ist schwer aufzubauen, da meist nur bei Amazon gesucht wird.

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