Technisch machbar
Für die Abnahme des Stroms aus der Kaukasus-Region in Ungarn wäre eine Stromleitung über eine Strecke von rund 2500 Kilometern nötig. Technisch ist dies ein lösbares Problem: In China wird beispielsweise bereits eine Gleichstrom-Trasse betrieben, die Strom aus Photovoltaik-Anlagen in Wüstenregionen in die Industriezentren bringt - und das bei überschaubaren Verlusten auf einer Strecke von 3300 Kilometern. Ähnliche Technologien kennt man hierzulande auch schon aus den Desertec-Planungen, bei denen Europa mit Strom aus den Sahara-Gegenden Nordafrikas versorgt werden sollte - damals scheiterten die Umsetzungen aber schlicht an den wirtschaftlichen Gegebenheiten: Hier war es billiger, Strom mit fossilen Brennstoffen zu erzeugen, als eine komplett neue Infrastruktur in Richtung Afrika zu bauen.Spätestens mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben sich die politischen Gegebenheiten aber grundlegend verändert. Inzwischen ist klar, dass Öl und Gas aus Russland wohl nie wieder billig und in nahezu frei definierbaren Mengen zu haben sein werden. Entsprechend lohnt es sich stärker, alternative Modelle praktisch umzusetzen. Die Stromtrasse in den Kaukasus ist dabei ein erster Schritt.
Die neue Leitung soll binnen der kommenden drei bis vier Jahre fertiggestellt werden. Da mit Ungarn und Rumänien direkt zwei EU-Staaten beteiligt sind, wird sich auch Brüssel an der Finanzierung beteiligen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war sogar persönlich bei der Vertragsunterzeichnung zugegen, was die EU-weite Bedeutung eines solchen Projektes unterstreicht.