Alter SoC, Co-Prozessor und mehr RAM als üblich
Das Nutzungserlebnis ist auch stets flüssig und das, obwohl der verbaute Chip schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Und das ist keine Übertreibung, denn der Samsung Exynos 9110 stammt aus dem Jahr 2018. Grund dafür ist, dass der SoC einen Co-Prozessor (Cortex M33) bekommen hat, dieser übernimmt diverse Aufgaben wie beispielsweise Herzfrequenzmessung und hilft, den Akku zu schonen. Überdies sind zwei Gigabyte Arbeitsspeicher an Bord. Das ist mehr als üblich, denn Samsung selbst verbaut bei der aktuellen Galaxy Watch 5 nur 1,5 GB RAM. Das ist zweifellos spürbar, mehr Arbeitsspeicher ist ohnehin immer eine gute Idee.Der Co-Prozessor soll wie erwähnt helfen, den 294-mAh-Akku zu optimieren. Das gelingt (insgesamt) aber nur mäßig: Denn die Akkulaufzeit ist ziemlich enttäuschend. Laut Google soll sie einen Tag lang halten und das kommt auch in etwa hin. Das ist auch nicht so ungewöhnlich, denn die meisten, wenn nicht sogar alle Smartwatches müssen täglich geladen werden. Und dennoch leidet die Pixel Watch an einem signifikanten Battery Drain und wird deutlich schneller leer, als man sich das wünschen würde.
Google Pixel Watch








Der Grund ist derzeit nicht bekannt, als Hauptverdächtige kommen GPS und LTE-Verbindung infrage. Allerdings kann man auch im Flugmodus - beispielsweise über Nacht - einen starken prozentualen Abfall erleben. Google hat vor Kurzem das erste große Update für die Watch verteilt und dieses scheint die Sache etwas zu verbessern - hier müssen wir aber erst noch einige Ladezyklen durchlaufen, um zu sehen, ob das tatsächlich der Fall ist.
Wenn wir schon beim Thema "weniger gelungen" sind: Das GPS der Pixel Watch hat immer wieder ungewöhnliche Aussetzer und auch nicht gerade die höchste Genauigkeit - insbesondere im Vergleich mit der Apple Watch. Das konnten wir erstmals bei einem Trip nach New York (und Test des Google Pixel 7) erleben: Bei einem Lauf vom Hotel in den Central Park funktionierte eine Apple Watch auch in den Häuserschluchten des Big Apple einwandfrei, die Pixel Watch konnte kein vernünftiges Signal erfassen. Bei freiem Himmel sieht das erwartungsgemäß deutlich besser aus, doch auch im Wolkenkratzer-freien Berlin mussten wir immer wieder Ungenauigkeiten erleben. Auch hier ist zu hoffen, dass Google Software-seitig nachbessern kann.
Pixel Watch und Fitbit
Das GPS spielt auch in einem der zentralen Software-Features eine wichtige Rolle, nämlich der Fitbit-Integration. Die Google-Tochter wurde eng mit der Pixel Watch verzahnt und deshalb sollte auch jeder, der sich sportlich betätigt oder etwas mehr bewegt, die Fitbit-App auf dem Smartphone installieren.
Die Herzfrequenz wird einmal pro Sekunde gemessen
Denn auch die Google-Uhr trackt Work-outs und auch den Schlaf. Insgesamt ist Fitbit in der Lage, 40 Aktivitäten zu erfassen. Das funktioniert auch gut bis sehr gut, Google hat damit durchaus Vorteile gegenüber den Hauptkonkurrenten Apple und Samsung. Die Herzfrequenz wird konstant (einmal pro Sekunde) erfasst, der Wert scheint recht genau zu sein - jedenfalls im Vergleich zu anderen Handgelenkmessungen. Wer es ganz genau wissen will, der greift besser zu einem Brustgurt.

Schlaf-Tracking beherrscht die Pixel Watch natürlich auch
Ein fast schon kurioser Nachteil ist, dass die Kombination von Pixel Watch und Fitbit nicht in der Lage ist, automatisch Work-outs zu erkennen. Das konnten Google-Konkurrenten schon vor Jahren. Grundsätzlich ist Fitbit aber eine gut funktionierende Angelegenheit. Zumindest auf der Watch selbst, denn die Fitbit-App selbst ist alles andere als zeitgemäß und erschlägt einen durch eine verschachtelte Menüführung und fast schon zu viele Features. Hier muss die Google-Tochter dringend nachbessern.
Apropos Features: Google ist ganz offensichtlich nicht mit allen Funktionen rechtzeitig fertig geworden. Das ist nicht zum ersten Mal der Fall: Wie schon bei den Pixel Buds Pro fehlt nämlich essenzielles. War es bei den Kopfhörern u. a. ein Equalizer, sind bei der Pixel Watch sogar Teile der Hardware nicht funktionstüchtig. Ein Beispiel ist die Blutsauerstoffmessung. Denn obwohl die Uhr einen entsprechenden Sensor hat, ist dieser nicht aktiv. Das liegt wohl daran, dass die Entwickler diesen Modus schlichtweg nicht rechtzeitig fertigstellen konnten.
Fazit
Ein abschließendes Urteil zu Googles erster Smartwatch fällt nicht leicht. Denn an sich machen die Kalifornier durchaus vieles richtig: Das Design der Uhr ist ansprechend, die Software an vielen Stellen gelungen und die Hardware lässt nicht zwangsläufig erahnen, dass sie stellenweise in die Jahre gekommene Komponenten besitzt.Gleichzeitig merkt man aber, dass Google im Hinblick auf Smartwatches noch nicht die Erfahrung hat, die man eigentlich benötigen würde. Samsungs Software (um bei Wear OS zu bleiben) wirkt zwar "runder", was angesichts der Erfahrung der Koreaner nicht überraschend ist, Googles Stock-Wear-OS hat aber spürbar mehr Luft nach oben.
Deshalb muss man erst einmal abwarten, was Google in den nächsten Wochen und Monaten noch aus der ersten Pixel Watch herausholen kann. Denn aktuell bieten die Kalifornier für einen Preis von derzeit 379 Euro (Bluetooth/WLAN) bzw. 399 Euro (4G/LTE) noch zu wenig. Das wird sich wohl noch in der ersten Generation verbessern, spätestens beim Nachfolger wird man dann aller Wahrscheinlichkeit nach bzw. hoffentlich eine stark verbesserte Pixel Watch abliefern.