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Musk macht auf:
Generalamnestie für gesperrte Twitter-Konten kommt

Der neue Twitter-Chef und derzeit vermögendste Mensch der Welt, Elon Musk, möchte offenbar "die Tore zur Hölle" öffnen. Nach einer kurzfristigen Umfrage kündigte er an, zahlreiche gesperrte Konten wieder freizuschalten. Amerikas Rechte und Unterstützer Chinas jubeln schon jetzt.
25.11.2022  07:55 Uhr
Twitter-, SpaceX- und Tesla-Chef und Multimilliardär Elon Musk macht Ernst, was seine Pläne für Twitter angeht, vor allem, was die "freie Meinungsäußerung" bei dem Mikro-Blogging-Dienst angeht. Dabei stützt er sich auf das, was er für die "Stimme des Volkes" hält - also mit geringer Laufzeit durchgeführte Umfragen, wie sie jeder Nutzer auf Twitter selbst erstellen kann.
Amnesty begins next week.

Vox Populi, Vox Dei.

— Elon Musk (@elonmusk) November 24, 2022 ','twitter');
Vorgestern Abend fragte er daher auch, ob Twitter eine "Generalamnestie für gesperrte Konten anbieten soll, sofern nicht gegen Gesetze verstoßen oder massenhaft Spam verbreitet wurde". Das Ergebnis fiel, wenig überraschend, natürlich positiv aus, wobei mehr als 72 Prozent der fast 3,2 Millionen Menschen, die an der Umfrage abstimmten, dafür stimmten.

"Vox Populi, Vox Dei."

24 Stunden später hieß es dann, dass "das Volk gesprochen hat". Die Amnestie werde ab der nächsten Woche in die Tat umgesetzt. Dazu gab es dann auch noch ein Musk-typisches lateinisches Zitat: "Vox Populi, Vox Dei", was direkt übersetzt "Volkes Stimme [ist] Gottes Stimme" bedeutet und in dem Zusammenhang so viel heißen dürfte wie "die öffentliche Meinung hat großes Gewicht".

Erst in der letzten Woche hatte Musk den lange gesperrten Account des früheren US-Präsidenten Trump wieder freischalten lassen. Sollte nun tatsächlich eine Generalamnestie für gesperrte Konten umgesetzt werden, dürften davon vor allem nationalistische, konservative und politisch rechte Stimmen profitieren.

MAGA-Boys & Russland-Treue freuen sich schon jetzt

Entsprechend groß ist die Freude bei der "Make America Great Again"-Fraktion, die Musk ohnehin als ihren großen Heilsbringer und Racheengel im Kampf gegen die angeblich zensurwütigen großen US-Technologiekonzerne verehrt. Auch anderswo dürften Faschisten und Antisemiten jetzt Rückenwind vom reichsten Mann der Welt verspüren, richtet dieser sich doch nicht nach Werten und Gewissen, sondern scheinbar nur nach einfachen "Ja"-"Nein"-Umfragen.

Gleichzeitig wähnt sich auch so mancher Propagandist der chinesischen Regierung auf dem aufsteigenden Ast und auch prorussische Organisationen dürften sich nun ins Fäustchen lachen, sollten ihre zuvor wegen der Verbreitung von Unwahrheiten und Propaganda gesperrten Konten ab der nächsten Woche tatsächlich wieder freigeschaltet werden.

Die verbliebenen Werbetreibenden, die Twitter bisher mit ihrem Geld zum Großteil finanzierten, dürften hingegen in noch größerer Zahl abwandern. Moderate und linke Stimmen fürchten hingegen einen "Dammbruch", der Twitter noch stärker als zuletzt zur Spielwiese von Verrückten aller Art werden lässt. Welche Auswirkungen Musks Ankündigung konkret haben wird, bleibt wie so oft zunächst abzuwarten. Auch so manche Strafverfolgungsbehörde dürfte in den kommenden Wochen und Monaten viel zu tun haben.

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