Es könnte sich doch noch eine nützliche Funktion für das Metaverse finden: Der Inselstaat Tuvalu will auf der Plattform eine digitale Form seiner selbst erstellen, bevor das reale Land dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fällt.
Der Außenminister Tuvalus, Simon Kofe, sagte auf dem COP27-Klimagipfel, es sei an der Zeit, nach alternativen Lösungen für das Überleben seines Landes zu suchen. Dazu gehöre auch, dass Tuvalu die erste digitalisierte Nation im Metaverse werden könnte. Das geht aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervor.
"Unser Land, unser Ozean, unsere Kultur sind die wertvollsten Güter unseres Volkes, und um sie vor Schaden zu bewahren, werden wir sie in die Cloud verlagern, egal was in der physischen Welt passiert", sagte er in einem Video, in dem er auf einer digitalen Nachbildung einer Insel steht, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht ist. Kofe erregte bereits auf der letztjährigen COP26 weltweites Aufsehen, als er seinen Konferenzbeitrag per Videoschaltung leistete und dabei knietief im Meer stand. Er wollte damit verdeutlichen, dass Tuvalu an vorderster Front von der Klimakrise betroffen ist.
Umbau des Völkerrechts
"Die Idee ist, weiterhin als Staat zu funktionieren und darüber hinaus unsere Kultur, unser Wissen und unsere Geschichte in einem digitalen Raum zu bewahren", erklärte Kofe gegenüber Reuters. Dass es hier nicht um Effekthascherei geht, zeigt die Praxis bereits. Bis zu 40 Prozent des Hauptstadtdistrikts stehen bei Flut schon unter Wasser. Prognosen zufolge wird das gesamte Land bis zum Ende des Jahrhunderts im Meer verschwinden.
Das wirft neue Fragen im Völkerrecht auf. Denn ein Staat verfügt beispielsweise über Hoheitsgewässer in bestimmten Entfernungen zu seinen Küsten. Wenn die Inseln aber unter dem Meeresspiegel verschwinden, gibt es diesen Bezugspunkt nicht mehr. Einige Regierungen haben bereits dem Plan einer kontinuierlichen Anerkennung des Staates mit seinen bisherigen Grenzen zugestimmt. Doch dies würde es erforderlich machen, dass es weiterhin staatliche Strukturen gibt - Tuvalu könnte diese nun beispielsweise digital nachbilden.