Illegale Live-Streams: Rechteinhaber wollen das Recht auf DDoS

Christian Kahle, 19.09.2022 15:39 Uhr 2 Kommentare
Die Medienbranche hat seit längerer Zeit Probleme, die IPTV-Piraterie in den Griff zu bekommen. Jetzt versuchen ihre Lobbyisten erstmals eine gesetzliche Regelung auf den Weg zu bringen, die es erlaubt, entsprechende Streams per DDoS aus dem Netz zu bekommen. Bei den meisten Urheberrechtsverletzungen kann der Weg über Löschanfragen zum Erfolg führen. Denn auch die verschiedenen Streaming- und Filesharing-Plattformen oder deren Hoster reagieren mehr oder weniger schnell auf entsprechende Hinweise. Wenn allerdings beispielsweise der Live-Stream eines Pay-TV-Angebotes direkt abgegriffen und gestreamt wird, um etwa die Übertragung eines Fußball-Spiels in Echtzeit zugänglich zu machen, bringen auch vergleichsweise zügige Reaktionen binnen einiger Stunden wenig.

Daher kamen Rechteinhaber nun auf die Idee, eine legale Möglichkeit zu schaffen, um den jeweiligen Stream mit einer DDoS-Attacke auszuschalten. Als Pilot-Land für einen solchen Vorstoß hat man sich Ungarn ausgesucht, wie aus einem Bericht des Magazins TorrentFreak hervorgeht.


RIPE soll helfen

Der dortige Branchenverband argumentiert auch damit, dass man in den letzten Jahren mehr als hundert illegale Anbieter bei den Behörden gemeldet habe, die Ermittlungen sich dann aber zu lange hinziehen. Seit 2018 wurde demnach nur ein einziger Fall vor Gericht gebracht, bei dem der Beschuldigte mit einer Schadensersatzzahlung und einer einjährigen Haftstrafe belegt wurde. Damit ließen sich die Anbieter letztlich auch nicht abschrecken.

Daher gibt es nun Gespräche zwischen Vertretern der Medienbranche, dem Gesetzgeber, den Providern und den Rundfunkanstalten, in denen legale DDoS-Optionen besprochen werden. Hier will man auch die Internet-Adressverwaltung RIPE einbeziehen, die einen Adressbereich bereitstellen soll, den man für ein solches Vorgehen verwenden könne. Allerdings ist fraglich, ob die Organisation solch einen Kurs mittragen wird - denn generell ist es angesichts dessen, dass die Streamer selten eigene Infrastrukturen nutzen, sehr wahrscheinlich, dass auch unbeteiligte Dritte von einem solchen Sperrfeuer getroffen würden.

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