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Starke Windows-PCs mit ARM-CPU in Gefahr? ARM verklagt Qualcomm

Die Entwicklung leistungsstarker ARM-Prozessoren für die Verwendung in Windows-PCs gerät durch eine überraschende rechtliche Auseinandersetzung in Gefahr. Die Chipschmiede ARM verklagt ausgerechnet Qualcomm wegen der Verletzung von Lizenzabkommen und Markenschutzrechten.
ARM
01.09.2022  07:55 Uhr
Wie ARM gestern Abend bekannt gab, hat man Klage gegen den US-Chipentwickler Qualcomm angestrengt, weil das britische Unternehmen im Besitz des japanischen SoftBank-Konzerns davon ausgeht, dass die Amerikaner im Zuge des Kaufs der von früheren Apple-Mitarbeitern gegründeten Firma Nuvia gegen Markenrecht und Lizenzbedingungen von ARM verstoßen.

Nuvia-Akquisition soll Weg für extrem starke ARM-CPUs in Windows-PCs ebnen

Qualcomm hatte Nuvia bereits 2018 zum Preis von 1,4 Milliarden Dollar übernommen. Nuvia wurde von früheren Mitarbeitern des Chip-Design-Teams von Apple gegründet, die zuvor die Grundlagen für Apples aktuelle ARM-Prozessoren schufen, mit denen der US-Computerkonzern derzeit im iPhone und mittlerweile auch seinen MacBooks und iMacs neue Maßstäbe im Hinblick auf Leistung setzt. Eigentlich will Qualcomm mit dem Zukauf von Nuvia dafür sorgen, dass ähnliche Chips bald auch in Windows-PCs und anderen Geräten zum Einsatz kommen können.


Jetzt wirft ausgerechnet ARM, also die Firma, von der die von Apple, Qualcomm und diversen anderen Lizenznehmern verwendete Chip-Architektur stammt, dem Vorhaben von Qualcomm Steine in den Weg. ARM behauptet, dass Qualcomm eine Erlaubnis der Chipschmiede benötigen würde, bevor die Chip-Designs, die Nuvia im Rahmen seiner Lizenzabkommen mit ARM entwickelt hat, in den Besitz von Qualcomm übergehen können.

Qualcomm verweist auf jahrzehntelange, umfangreiche Partnerschaft

Qualcomm hält mit dem Argument dagegen, dass man umfangreiche und lange bestehende Lizenzrechte für angepasste Designs auf ARM-Basis hat, sodass ARM kein Recht hat, sich in die Übernahme von Nuvia einzumischen. Qualcomm setzt schon seit vielen Jahren auf Designs von ARM, die die Grundlage der äußerst erfolgreichen System-On-Chip-Pakete bilden, die heute in einer gigantischen Zahl von Smartphones und anderen Geräten zum Einsatz kommen.

ARM will mit seinem Vorgehen erreichen, dass Qualcomm alle Chip-Designs zerstört, die vor der Übernahme im Rahmen der Aktivitäten von Nuvia als ARM-Lizenznehmer entwickelt wurden. Die Klage von ARM stellt eine massive Störung der eigentlich engen und langjährigen Beziehung mit Qualcomm dar, schließlich kooperieren die beiden Firmen schon sehr lange.

Zuvor hatte Qualcomm zwar ARMs Architektur lizenziert, seine CPU-Designs aber immer stark angepasst. Zu dieser Praxis will Qualcomm mit dem Zukauf von Nuvia eigentlich zurückkehren, um den durch fehlende Innovationen bei den von ARM entwickelten Standard-Designs für seine Chips entstandenen Vorsprung von Apple wieder aufzuholen.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Quellen aus dem direkten Umfeld von ARM, dass es bei der Klage von ARM nur um die von Nuvia entwickelten Technologien geht, nicht aber um die Frage, ob Qualcomm wie zuletzt ARMs Standard-Designs nutzen kann. Der Streit zwischen ARM und Qualcomm kommt zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt.

Schließlich will Qualcomm ab 2023 erste Chips auf Basis von Nuvias Designs anbieten, die dann mit deutlich mehr Rechenkernen als bisher und angepasster ARM-Architektur direkt mit Apples PC-Chips konkurrieren sollen. Aktuell bietet Qualcomm zwar bereits ARM-SoCs für Windows-Desktops, -Laptops und -Tablets an, diese bieten jedoch deutlich weniger Leistung als die in ähnlichen Geräten von Apple verbauten Chips.

Siehe auch: Qualcomm will AMD & Intel ab 2023 mit neuen ARM-CPUs schlagen
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