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Yandex: Russlands Google gibt auf, verkauft News-Geschäft an Staat

Yandex galt lange Zeit als Google Russlands. Das lag nicht nur an einem ähnlich umfangreichen Produktangebot, sondern auch an der Coolness, die man intern pflegte. Doch dann kam der russische Überfall auf die Ukraine, dieser machte Yandex die Arbeit von Jahren zunichte.
24.08.2022  09:16 Uhr
Bereits kurz nach der Invasion des Nachbarstaates durch das Putin-Regime begannen für Yandex die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, schnell war klar, dass man vor einem regelrechten Scherbenhaufen steht. Nun musste Yandex weite Teile seines Produktangebots veräußern: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, musste Yandex seinen News-Aggregator, seine Content-Plattform Zen und sogar seine Homepage yandex.ru verkaufen.

Käufer ist de facto der Staat

Der Käufer ist kein Zufall, denn die Yandex-Geschäftsbereiche gehen an VK (einst Vkontakte), ein staatlich kontrolliertes Unternehmen und soziales Netzwerk, das mittlerweile enge Verbindungen zu Präsident Wladimir Putin hat. Im Vorjahr hat die staatliche Gazprombank gemeinsam mit dem Versicherungsunternehmen Sogaz eine Mehrheit an VK übernommen. Damit ist Gazprombank-Chef Juri Kowaltschuk, den Putin als persönlichen Freund bezeichnet, der neue mächtige Mann im Bereich der russischen Internet-Nachrichten.

Yandex hat bei diesem Deal mit dem bisher zu VK gehörenden Essenslieferdienst Delivery Club zwar ebenfalls etwas bekommen, es ist aber klar, dass das eher ein Alibi-Geschäft ist. Offiziell will sich Yandex auf bestimmte Geschäftsbereiche konzentrieren, darunter Mitfahr- sowie Essenslieferdienste.

Das offizielle Statement zu diesem weitreichenden Yandex-Exit liest sich erwartungsgemäß vorsichtig bzw. generisch: "Der Vorstand und das Management von Yandex sind zu dem Schluss gekommen, dass den Interessen der Stakeholder des Unternehmens ... am besten gedient ist, wenn man den strategischen Ausstieg aus dem Mediengeschäft verfolgt und sich auf andere Technologien und Dienstleistungen konzentriert."

Hintergrund ist aber natürlich die russische Zensur: Yandex stand in den vergangenen Jahren immer mehr unter Druck des russischen Staates und musste sich unter Androhung von Strafen beugen, was zur Folge hatte, dass immer mehr staatliche Propaganda auf dem News-Portal von Yandex landete.

"Klotz am Bein"

Intern ist man offenbar froh, das News-Geschäft los zu sein: Ein Insider dazu: "Wir erkaufen unsere Freiheit. Dieser Bereich war für uns so ein Klotz am Bein. Dadurch können wir unser Geschäft deutlich entpolitisiert, praktisch völlig entpolitisiert, betreiben." Die Suche behält Yandex zwar, diese wechselt aber die URL (auf ya.ru) und bleibt stark von der Zensur durch die Medienbehörde Roskomnadsor abhängig.
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