Allerdings sagt die aktuelle Debatte mehr über die Art und Weise, wie jüngste Daten aus der Forschung öffentlich interpretiert werden, als über ihren eigentlichen Gehalt. "Es fühlt sich im Moment alles ein wenig wie ein Zuckerrausch an", sagte Mark McCaughrean, der leitende wissenschaftliche Berater der europäischen Weltraumorganisation ESA. Er geht davon aus, dass sicherlich einige Annahmen, die aus den Webb-Daten gezogen werden, bestätigt werden können - andere aber auch nicht.
Abwarten und Tee trinken
Die Galaxien, die so kurze Zeit - also einige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall - existierten, sollten nach den bisherigen Modellen eher zerrissen wirken - denn die ersten Objekte dieser Art müssen mehr oder weniger häufig durchdrungen und viel stärker miteinander in Wechselwirkung gestanden haben, als die heutigen stabilen Galaxien. Auf den Bildern sind nun aber sehr klare Spiralgalaxien zu sehen, wie man sie kaum erwarten kann.Allerdings muss erst einmal geklärt werden, wie alt diese Objekte wirklich sind. Die ersten Daten verweisen zwar auf das hohe Alter, doch steht eine exakte und nachprüfbare Analyse noch aus. "Es ist eine Sache, ein Paper auf arXiv (einen Preprint-Server, d.R.) zu stellen", bestätigte Ellis, "aber es ist etwas ganz anderes, daraus einen haltbaren Artikel in einer von Experten begutachteten Publikation zu machen".
Ein wenig erinnert die aktuelle Aufregung daher an die etwas zurückliegende Meldung, nach der man Neutrinos beobachtet habe, die etwas schneller als das Licht unterwegs waren. Hier wurde Einsteins Prinzip, wonach die Lichtgeschwindigkeit das Maximum darstellt, "gerettet", als sich herausstellte, dass es aufgrund einer fehlerhaften Glasfaser-Verbindung zu Messungenauigkeiten kam.