Einen der ersten größeren Import-Verträge über grünen Wasserstoff wird Deutschland nicht etwa mit Handelspartnern in sonnenreichen Ländern abschließen, sondern mit Kanada. Der Energieträger wird dort mit Windkraft erzeugt.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wollen am 23. August ein entsprechendes Kooperationsabkommen unterzeichnen. Sie treffen sich dafür in Stephenville auf der kanadischen Insel Neufundland, wo die Produktion erfolgen wird. Das Unternehmen World Energy GH2 plant an dem Standort die Herstellung von Wasserstoff und Ammoniak für den Export, berichtete die Nachrichtenagentur The Canadian Press.
In einer ersten Phase wird die Firma demnach 164 Onshore-Windkraftanlagen in der Region errichten. Der von ihnen generierte Strom soll dann in einer Produktionsanlage verwertet werden, die im Tiefseehafen von Stephenville gebaut wird. Von hier aus lässt sich der Wasserstoff und auch das Ammoniak direkt mit entsprechenden Tankschiffen zu den Abnehmern befördern.
Idealer Standort
Stephenville ist auch über seinen Hafen hinaus ein ziemlich guter Standort für ein solches Projekt. Das liegt einerseits daran, dass die Region über stabile Windströmungen verfügt, die einen nahezu fortlaufenden Betrieb der Windkraftanlagen gewährleisten. Hinzu kommt eine Hochleistungsinfrastruktur für die Wasserversorgung, die bis 2005 eine große Papierfabrik versorgte und noch immer verfügbar ist.
Aktuell laufen noch Detailplanungen, da das Bauvorhaben wahrscheinlich noch etwas angepasst werden muss. Hintergrund dessen sind Bedenken, dass die ursprünglichen Pläne einen zu großen Eingriff in die lokalen Ökosysteme bedeutet hätten, was Kompromisse nötig macht. Letztlich birgt das Projekt aber eben auch große Hoffnungen, dass Neufundland hier ein weltweiter Vorreiter der absehbaren Wasserstoff-Industrie werden kann, was die Region, die lange eher als wirtschaftlich rückständig galt, deutlich voranbringen könnte.