Für alle, die in Europa mit Erdbeobachtungsdaten arbeiten, hat die ESA aktuell schlechte Nachrichten: Ein Fehler an Bord des Satelliten Sentinel-1B konnte trotz großer Bemühungen nicht behoben werden. Das Ende ist beschlossen, Ersatz lässt noch auf sich warten.
Die ESA verliert einen ihrer wichtigsten Erdbeobachtungssatelliten
Für die Ingenieure des Copernicus-Programms war der 23. Dezember 2021 ein Tag mit unschönen Überraschungen. Sentinel-1B, ein Teil eines Satellitenpaares, das unter anderem zur Beobachtung von Veränderungen in der Umwelt eingesetzt wird, funkte eine ernste Störmeldung zum Boden: Eine Anomalie in der Stromversorgung sorgt für eine fast vollständig gestörte Instrumentenelektronik. Der schwerwiegendste Ausfall: Der Satellit konnte keine Radar-Daten mehr liefern. Jetzt ist klar: Monate voller Rettungsversuche waren vergebens, die Mission von Sentinel-1B kann nicht mehr gerettet werden.
Die wichtigsten Aufgaben der Copernicus Sentinel-1-Satelliten:
Überwachung des arktischen Meereises inklusive Eisbergverfolgung
Überwachung der Gletschergeschwindigkeit
Überwachung der Meeresumwelt
Überwachung von Ölverschmutzungen
Erkennung von Schiffen für die maritime Sicherheit
Überwachung der illegalen Fischerei
Überwachung von Bodenverformungen infolge von Senkungen, Erdbeben und Vulkanen
Kartierung für die Wald-, Wasser- und Bodenbewirtschaftung
Kartierung zur Unterstützung humanitärer Hilfe und in Krisensituationen
"Leider müssen wir das Ende der Mission des Copernicus-Satelliten Sentinel-1B bekannt geben", so die Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, Simonetta Cheli in der Mitteilung der Weltraumagentur. Demnach war der fatale Fehler auf ein Problem mit dem "28-V-Bus des C-Band-Antennennetzteils des Satelliten" zurückzuführen. Mit seinem Ausfall konnte auch die Stromversorgung der Radarelektronik nicht mehr wiederhergestellt werden.
Copernicus-Mission der ESA liefert wichtige Daten
Datenlücken nicht zu vermeiden
Die Copernicus-Konstellation ist klar auf ein Satellitenpaar ausgerichtet. Wie die ESA eingesteht, geht es jetzt vor allem darum sicherzustellen, dass Datenlücken anderweitig kompensiert werden können - unter anderem für den Copernicus Marine Environment Monitoring Service, der Meereis für die Schifffahrt trackt. Dafür kann man auf die Hilfe mehrerer Länder vertrauen, das Programm erhält Zugriff auf Daten von Kanadas Radarsat-2, Deutschlands TerraSAR-X, Italiens COSMO-SkyMed und Spaniens PAZ-Mission.
Und dann will die ESA auch den Start des Nachfolgers Sentinel-1C entscheidend beschleunigen, vor dem zweiten Quartal 2023 ist der Transport in den Orbit aber nicht zu schaffen. Das unausweichliche Ende von Sentinel-1B geht dagegen mit gemütlichem Tempo vonstatten. Zunächst wird der Satellit in einen Parkorbit gelenkt, von dem aus er dann kontrolliert zum Absturz in die Atmosphäre gebracht wird. "Der Wiedereintritt in die Atmosphäre wird spätestens in 25 Jahren erfolgen. In der Praxis dürfte die Dauer des Wiedereintritts viel kürzer sein", so die ESA.