In Großbritannien befindet sich derzeit ein Gesetzentwurf auf seinem Weg durch das Parlament, mit dem Betreiber von Messenger-Diensten unter Strafandrohung gezwungen werden sollen, eine sichere Verschlüsselung der Kommunikation zu beseitigen.
Der Gesetzestext der Online Safety Bill gestaltet sich dabei ähnlich einem Vorschlag, der auch schon in der EU diskutiert worden ist. Es geht hier darum, dass Betreiber von Messaging-Diensten Hintertüren einbauen sollen, die es einem KI-Algorithmus erlauben Nachrichten-Inhalte zu überprüfen, um bei Verdacht auf strafbaren Content die Behörden informieren zu können.
Während die Sache in Europa noch eine relativ vage Debatte ist, sind die Briten hier schon ein gutes Stück weiter. Laut des Entwurfs können die Plattformbetreiber mit 21 Millionen Euro bis 10 Prozent ihres Jahresumsatzes in die Pflicht genommen werden, falls sie kein entsprechendes Überwachungssystem implementieren.
Fehlerquote wird ignoriert
Auch hier wird die Regelung, die eine Abschaffung der verschlüsselten Kommunikation darstellen würde, mit dem Kampf für den Schutz von Kindern begründet. Angeblich würde die Möglichkeit zur sicheren Kommunikation genutzt, um Darstellungen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger ohne die Gefahr einer Entdeckung zu verbreiten. Belege für diese Behauptung gibt es faktisch nicht. Wer kritisch nachfragt, dem wird hingegen schnell Täterschutz vorgeworfen.
Der Plan einer KI-gestützten Durchsuchung beruht im Grunde auf einer recht naiven Technikgläubigkeit. Völlig außer Acht gelassen wird dabei, dass die Algorithmen bei der schnellen Muster-Erkennung zwar durchaus gut sind, aber eben nicht fehlerfrei. Und selbst sehr gute Trefferquoten produzieren bei der enormen Menge an Nachrichten, die durch die Messenger-Netze fließen, genug Fehler, um komplette Polizeibehörden aufgrund einer Meldungsflut lahmzulegen.