James-Webb-Teleskop: Erstes Farbbild lässt tief ins Universum blicken

Witold Pryjda, 12.07.2022 09:12 Uhr 6 Kommentare
Seit Wochen wartet die an Wissenschaft interessierte Öffentlichkeit auf das erste Bild des James-Webb-Teleskops und gestern Abend durfte US-Präsident Joe Biden dieses enthüllen. Und die Aufnahme enttäuschte nicht, sie zeigt einen spektakulären Blick in die Tiefe des Alls. Es ist "nur" ein Vorgeschmack auf die heutige Enthüllung gleich mehrerer Bilder des Weltraum-Observatoriums der NASA, ESA und CSA. Aber es ist ein mehr als sehenswerter Teaser auf die heute ab 16.30 Uhr stattfindende Präsentation der ersten Vollfarbaufnahmen des James-Webb-Weltraumteleskop. Laut NASA ist es das bisher tiefste und schärfste Infrarotbild des fernen Universums.

Ein klitzekleiner Ausschnitt des Universums

Die NASA erläutert: "Tausende von Galaxien - darunter die schwächsten Objekte, die jemals im Infraroten beobachtet wurden - sind zum ersten Mal im Blickfeld von Webb erschienen. Dieser Ausschnitt des riesigen Universums bedeckt einen Himmelsausschnitt, der etwa so groß ist wie ein Sandkorn, das jemand auf dem Boden in Armeslänge hält."

James Webb Space Teleskop
Das erste Bild des James-Webb-Teleskops, heute Nachmittag folgen weitere

Verantwortlich für die Deep-Field-Aufnahme ist die Nahinfrarotkamera (NIRCam) des Teleskops, es ist ein Komposit aus Bildern mit verschiedenen Wellenlängen, die insgesamt 12,5 Stunden dauern. Auf den ersten Blick sind nicht viele Unterschiede zum Vorgänger Hubble zu sehen. Im Detail gibt es zwischen Hubble und James Webb aber enorme Unterschiede: Denn es werden bei Infrarot-Wellenlängen Tiefen erreicht, die über die tiefsten Felder des Hubble-Weltraumteleskops hinausgehen, deren Erstellung noch dazu Wochen benötigt hat.

Konkret zu sehen ist der Galaxie-Cluster SMACS 0723, und zwar wie er vor 4,6 Milliarden Jahren erschien. Die Verzerrungen auf dem Bild liegen in der Natur der Sache: Denn die kombinierte Masse des Galaxienhaufens wirkt wie eine Gravitationslinse und vergrößert viel weiter entfernte Galaxien hinter ihm. Die NIRCam von Webb hat diese entfernten Galaxien in den Fokus gerückt - zu sehen sind winzige, schwache Strukturen, die nie zuvor gesehen wurden, darunter Sternhaufen und diffuse Merkmale.

Für die Wissenschaftler geht die Arbeit erst jetzt los: Denn schon bald werden die Forscher mehr über die Masse, das Alter, die Geschichte und die Zusammensetzung der Galaxien erfahren. Denn eine der wichtigsten Aufgaben des Teleskops ist die Suche nach den ältesten Galaxien im Universum.

Siehe auch:

Hubble-Nachfolger: Das James-Webb-Weltraumteleskop im Detail
Infografik Hubble-Nachfolger: Das James-Webb-Weltraumteleskop im Detail
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