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Naiv oder mutig? Wikipedia wehrt sich gegen russische Zensur

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia steht immer wieder im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen, denn Wahrheit ist oft ein dehnbarer Begriff, vor allem dann, wenn Diktaturen diese definieren. Damit hat aktuell auch Russland ein Problem, es geht natürlich um den Ukraine-Krieg.
13.06.2022  15:10 Uhr
Die mächtige russische Medienaufsicht Roskomnadzor hat dieser Tage viel zu tun: Denn die Behörde ist auch dafür zuständig, dass nur jene "Wahrheit" berichtet wird, die dem Putin-Regime in den Kram passt. Das betrifft aktuell vor allem den russischen Angriff auf die Ukraine. So hat Roskomnadzor bzw. in weiterer Folge ein Gericht die hinter Wikipedia stehende Wikimedia Foundation Ende April zu einer Strafe von fünf Millionen Rubel verdonnert, das sind knapp 81.000 Euro. Grund sind angebliche Fehlinformationen zum Krieg mit der Ukraine, die auf Wikipedia zu finden sind bzw. waren. Doch Wikimedia will diese Strafe nicht einfach so hinnehmen und ist vor einem Moskauer Gericht in Berufung gegangen. Wie The Verge berichtet, argumentiert die Stiftung damit, dass die entsprechenden Artikel "gut fundiertes, geprüftes Wissen" enthielten.

Krieg und Kriegsverbrechen

Konkret geht es um insgesamt sieben Artikel, die sich generell mit dem Angriff auf die Ukraine auseinandersetzen, aber auch einzelne mutmaßliche Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte dokumentieren, darunter die Bombardierung der Geburtsklinik in Mariupol sowie das Massaker von Butscha.

Basis für die Roskomnadzor ist ein Gesetz gegen "Fake News", dieses verbietet im Wesentlichen jegliche Berichterstattung zum Krieg, die von der offiziellen Darstellung des Putin-Regimes abweicht.

Doch Wikimedia will das nicht einfach so akzeptieren: "Diese Entscheidung impliziert, dass gut fundiertes, überprüftes Wissen auf Wikipedia, das nicht mit den Darstellungen der russischen Regierung übereinstimmt, eine Desinformation darstellt", sagte Wikimedia-Anwalt Stephen LaPorte. "Die Regierung hat es auf Informationen abgesehen, die für das Leben der Menschen in Krisenzeiten lebenswichtig sind. Wir fordern das Gericht auf, das Urteil zugunsten des Rechts aller auf Zugang zu Wissen und freie Meinungsäußerung zu revidieren." Ob man bei Wikimedia tatsächlich glaubt, sich gegen den russischen Zensur-Staat durchsetzen zu können, ist aber fraglich.

Siehe auch: Nach Zensur-Drohung - Wikipedia-Downloads aus Russland explodieren
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