Ein tiefer Sumpf
Insofern geht die Angelegenheit deutlich über die fünf bereits angeklagten Personen hinaus. "Allein 110 Polizeikräfte haben sich in diesem Kontext strafrechtlich relevant verhalten, unklar, wie viele weitere tatenlos zugeguckt haben", erklärte Torsten Felstehausen, der Parlamentarische Geschäftsführer der Landtagsfraktion der Linken, nach der Anhörung.Auch die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heike Hofmann, erklärte, Ausmaß und Umfang der Chats seien besorgniserregend. Immerhin gehe es um "schlimme Straftaten". Und auch wenn die Verantwortung für die konkreten Fälle letztlich bei den Beamten liegt, die die Inhalte aktiv verbreiten, müsse sich etwas an der Fehler- und Führungskultur in der Behörde ändern. Denn es gebe immer wieder Berichte, wonach Beamte sich aus Angst vor persönlichen Konsequenzen nicht trauen, ein gravierendes Fehlverhalten von Kollegen zu melden, so Hofmann.
Dass die fraglichen Chatgruppen überhaupt bekannt wurden, ist eher dem Zufall zu verdanken. Vor einiger Zeit hatten Rechtsradikale Drohungen an eine Rechtsanwältin verschickt, für die private Daten von einem Polizei-Computer abgerufen worden waren. Im Zuge der darauf folgenden Untersuchungen im NSU 2.0-Komplex stießen Ermittler dann auch auf die Chats, aus denen dann klar wurde, dass man es hier nicht mit einem einzelnen problematischen Beamten zu tun hat, sondern einer ganzen Struktur innerhalb der Behörde.
Siehe auch: Nazi-Symbole nicht witzig: LKA-Chef-Kampfansage wegen Polizei-Chats