Das Gegenteil von gut ist bekanntlich gut gemeint und das muss nun auch Blizzard erfahren. Denn der einst so angesehene Entwickler hat es in den vergangenen Jahren mit einer erstaunlichen Präzision geschafft, immer neue Fettnäpfchen zu finden - und nun war es wieder so weit.
Denn Blizzard, Entwickler von Megahits wie Warcraft, WoW, Diablo und Overwatch, hat in den vergangenen Monaten viel mit der Aufarbeitung eines Diskriminierungs- und Belästigungsskandals zu tun gehabt. Man gelobte Besserung und wollte auch mit Taten beweisen, dass sich die Vorkommnisse, die teilweise rund ein Jahrzehnt lang unter den Teppich gekehrt worden sind, nicht wiederholen.
Man will auch die gesamte Unternehmenskultur fundamental erneuern, auch in der Wirkung nach außen. Das ist sicherlich auch der Hintergrund eines neuen "Diversity Space Tool", das Blizzard vor kurzem vorgestellt hat. Die Idee dahinter war wohl eine löbliche: Man wollte auf die Diversität der zahlreichen Blizzard-Charaktere aufmerksam machen und hat ein intern genutztes Werkzeug vorgestellt, das dabei helfen soll, Spiele bzw. deren Charaktere mit allen nur erdenklichen Merkmalen vermeintlicher Minderheiten auszustatten bzw. das zu messen.
In einem mittlerweile stark bearbeiteten Blogbeitrag wurde und wird erläutert, dass die Diversität in Kategorien wie Ethnizität, Alter, Fähigkeit, Körpertyp, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung und Kultur "gemessen" wird. Dieses Tool soll auch bereits von den Entwicklern von Call of Duty: Vanguard und Overwatch 2 eingesetzt worden sein.
Doch die Kritik daran war heftig: Blizzard greife hier auf pseudowissenschaftliche Methoden zurück statt Menschen anzuheuern, die solchen Minderheiten tatsächlich angehören. Viele meinten, dass ein solches Tool von sich aus bereits rassistisch und diskriminierend sei.
Mitarbeiter distanzieren sich
Prompt meldeten sich auch Blizzard-Mitarbeiter schockiert zu Wort und dementierten, dass das Tool bei ihnen zum Einsatz kommt. Melissa Kelly, Character Artist bei Overwatch, meinte etwa: "Gott, ich schwöre, unsere eigene Firma versucht so sehr, den guten Willen der Entwickler, die das Spiel entwickelt haben, zu zerstören. Overwatch benutzt nicht einmal dieses gruselige, dystopische Tool, unsere Autoren haben Augen. Die Künstler: haben Augen. Produzenten, Regisseure usw. haben, soweit ich weiß, auch alle Augen."