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Google-Management:
Russisch-Übersetzer sollen nicht von Krieg reden

Die aktuelle Lage in Russland zeigt einmal mehr, dass Google das Geschäft letztlich wichtiger ist als die moralische Haltung. So hat das Management Übersetzer angewiesen, in russischen Texten den Begriff "Krieg" zu vermeiden.
29.03.2022  11:30 Uhr
Dem US-Magazin The Intercept liegt eine interne E-Mail des Google-Managements an ein Unternehmen, das für Google Übersetzungen verschiedenster Texte anfertigt, vor. In dieser erfolgt die direkte Anweisung, in russischen Texten unter Bezug auf die Ukraine nicht mehr von Krieg zu sprechen. Stattdessen sollen euphemistische Umschreibungen wie "außergewöhnliche Umstände" genutzt werden. In den Texten für andere Märkte kann hingegen weiterhin von Krieg gesprochen werden, heißt es explizit. Damit beugt sich Google eindeutig den neuen Zensur-Gesetzen, die in Russland auf den Weg gebracht wurden. Laut diesen drohen hohe Strafen, wenn für den Angriffskrieg auf die Ukraine andere Sprachregelungen genutzt werden, als es die Propaganda des Staates vorgibt.

Geschäfte laufen weiter

Auf Nachfrage begründete ein Google-Sprecher die Anweisung an die Übersetzer damit, dass man die Sicherheit der Mitarbeiter vor Ort gewährleisten muss. Denn Google ist durchaus noch mit einigen Diensten in Russland aktiv und will diese wohl auch weiterhin bereitstellen. Gestoppt wurde hingegen die Werbevermarktung - was allerdings bestenfalls nebensächlich als Boykott-Maßnahme gegen die russische Wirtschaft dienen dürfte. Der Kern besteht hier wahrscheinlich darin, dass es aufgrund der umfangreichen Embargos ohnehin schwierig wäre, die in Russland generierten Umsätze in die Konzernkassen außerhalb des Landes zu überführen.

Google muss sich gefallen lassen, dass das Vorgehen des Unternehmen besonders genau beobachtet wird. Denn lange präsentierte man sich gern als moralische Instanz, bei der ethische Fragen Vorrang vor geschäftlichen Interessen haben. Dieses Image bekam allerdings bereits tiefe Kratzer, als man begann, einen zensierten Suchindex für den chinesischen Markt bereitzustellen. Hier war dann das Geschäft mit einem potenziellen Milliarden-Publikum schnell wichtiger als der eigene ethische Anspruch.

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