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Ukraine-Krieg:
Weltweit geächtete Gesichtserkennungs-KI soll Gutes tun

Die ukrainische Regierung hat das Angebot eines höchst umstrittenen Anbieters von Gesichtserkennungs-Software angenommen, um damit mögliche verdeckt operierende russische Angreifer zu identifizieren. Die dafür verwendeten Daten stammen von einem Sozialen Netzwerk.
14.03.2022  13:41 Uhr
Wie die Nachrichtenagentur Reuters von Clearview AI mitgeteilt bekam, setzt das Verteidigungsministerium der Ukraine seit Sonnabend die von dem amerikanischen Startup-Unternehmen entwickelte Software ein, um damit zum Beispiel Angreifer aus Russland zu identifizieren. Die dafür verwendete Bild-Datenbank wurde offenbar unter Zuhilfenahme der öffentlich verfügbaren Bilder beim russischen Facebook-Pendant VK erstellt. Insgesamt sollen dadurch rund zwei Milliarden Bilder aus der Gesamtdatenbank von zehn Milliarden Bildern von Clearview AI von VK stammen und nun in der Ukraine eingesetzt werden.

Ukrainische Behörden können Clearview AI kostenlos nutzen

Clearview AI stellt seine Technologie nach eigenen Angaben kostenlos zur Verfügung, so dass die ukrainischen Behörden an Checkpoints die dort geprüften Personen erfassen könnten, teilte das Unternehmen mit. Wie genau die Ukrainer die KI-Software nutzen, ist derzeit noch unklar. Denkbar wäre auch, dass man damit versucht, Familien wieder zu vereinen, die einander während des Krieges oder der Flucht aus dem Land aus den Augen verloren haben oder um Tote zu identifizieren.

Auch die Bekämpfung von Falschmeldungen in den sozialen Medien könnte auf diese Weise erfolgen. Neben der Verwendung durch das Verteidigungsministerium könnten auch andere Behörden die Software von Clearview AI verwenden, heißt es. Clearview wurde vielfach für seine Verwendung von Bildern aus dem Internet zur Identifikation von Personen kritisiert, auch weil das Unternehmen dabei wenig Rücksicht nimmt, was die Quellen seiner Daten angeht.

Kritiker werfen Clearview AI vor, mit seiner Software, die in den USA vor allem durch Polizeibehörden verwendet wird, die Rechte von Bürgern und Bürgerinnen zu verletzen, nicht nur bezüglich ihrer Privatsphäre. Bei Fehlerkennungen könnten zudem Menschenleben gefährdet werden. Aus diesen und anderen Gründen wird Clearview AI in vielen Ländern geächtet und der Einsatz derartiger Lösungen ist in manchen Regionen der USA sowie in Großbritannien und Australien sogar komplett als illegal eingestuft worden.
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