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Journalist als Hacker beschuldigt, um vom eigenen Versagen abzulenken

Vor einiger Zeit sorgte ein kurioser, ja bizarrer Fall für Aufsehen: Denn der Gouverneur von Missouri wollte einen Journalisten wegen "Hacking" strafrechtlich verfolgen lassen. Grund: Er hat sich HTML-Code angesehen. Er scheiterte zwar, doch nun kommen neue Details ans Tageslicht.
23.02.2022  17:56 Uhr
Ein Journalist namens Josh Renaud, der für die Zeitung St. Louis Post-Dispatch tätig ist, hat nämlich im HTML-Code einer Seite des US-Bundesstaats persönliche Informationen von rund 100.000 Lehrern entdeckt. Dabei lagen die Sozialversicherungsnummern in Klartext im frei einsehbaren Quelltext der Seite. Er informierte die zuständigen Stellen und deckte die Angelegenheit auf, nachdem diese "Lücke" gestopft worden ist. Mike Parson, der Gouverneur des US-Bundesstaates, dankte Renaud aber nicht etwa, sondern wählte die sprichwörtliche nukleare Option: Er wies seinen Generalstaatsanwalt an, den Journalisten strafrechtlich zu verfolgen. Nach Ansicht des 66-jährigen Politikers sei das Ansehen des Seiten-Codes "Hacking" gewesen.

Vor kurzem stellte der zuständige Staatsanwalt Locke Thompson die Ermittlungen ein und teilte seinem Chef mit, dass eine solche Klage nicht notwendig sei. Mittlerweile liegt dazu auch ein offizieller Untersuchungsbericht der Missouri Highway Patrol vor. Diesen hat sich der Sicherheitsexperte Brian Krebs angesehen und fand dort interessante und für Parson wenig schmeichelhafte Details (via derStandard).

Büro des Gouverneurs verantwortlich

Denn die Verantwortung für die Seite und somit auch das peinliche Datenleck obliegt der Information Technology Services Division, diese wiederum fällt in die Zuständigkeit des Office of Administration. Und das ist das Büro des Gouverneurs. Es liegt also nahe, dass der Angriff auf Renaud von der Schuld des Gouverneurs und seiner Mitarbeiter ablenken sollte.

Der Bericht entlastet auch Shaji Khan, einen Professor der University of Missouri. Dieser hatte bei der Verifizierung der Schwachstelle geholfen, auch er sollte ursprünglich als "Hacker" verfolgt werden. Sein Anwalt Elad Gross in Richtung der Verantwortlichen: "Sie haben es jahrelang versäumt, grundlegende Sicherheitsverfahren zu befolgen, die Sozialversicherungsnummern von Lehrern zu schützen und Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen haben sie es vorgezogen, eine grundlose Untersuchung gegen zwei Bürger aus Missouri einzuleiten, die das Richtige getan und das Problem gemeldet haben."
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