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Pyro-Videos & ein Minecraft-Haus: 14-Jährige als Terroristen verurteilt

In Russland sind drei Jugendliche als potenzielle Terroristen abgestempelt und für mehrere Jahre in Haft geschickt worden. Als wichtiges Indiz für ihre Gefährlichkeit wurden auch ihre Aktivitäten im populären Spiel Minecraft gewertet.
Microsoft
11.02.2022  15:30 Uhr
In dem Microsoft-Game bildeten die Beschuldigten laut einem Bericht der Moscow Times wohl ein Gebäude des russischen Geheimdienstes FSB nach. Sie sollen dann an Plänen gearbeitet haben, wie dieses virtuelle Bauwerk am besten zu sprengen sei. In Verbindung mit einigen anderen Indizien, die einem Militärgericht in Sibirien vorgelegt wurden, drückte man den Jugendlichen, die zum Tatzeitpunkt 14 Jahre alt waren, Haftstrafen zwischen drei und fünf Jahren auf. Die Behörden sollen auf die Freunde aufmerksam geworden sein, als sie dabei erwischt wurden, wie sie politische Flugblätter am örtlichen FSB-Büro aufgehängt hatten. Auf diesen drückten sie Unterstützung für den zu mehreren Jahren Haft verurteilten russischen Anarchisten Azat Miftakhov aus und der FSB wurde als "größter Terrorist" überhaupt bezeichnet.

Eltern und Lehrer wiegeln ab

Auf den Smartphones der Jugendlichen seien außerdem Videos gefunden worden, die die Beschuldigten dabei zeigten, wie sie selbst Pyrotechnik herstellten und angeblich auch Molotowcocktails an eine Wand warfen. Für Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht ergab sich so das Bild junger anarchistischer Terroristen, die einen Anschlag auf den Geheimdienst vorbereiteten.

Die drei Verurteilten wiesen dies aber immer wieder zurück. Was für die Behörden als Herstellung von Sprengstoff gewertet wurde, seien lediglich Experimente gewesen, die aus Interesse für Physik, Chemie und Biologie herrührten, erklärten sie. "Ich habe auch Wissenschafts- und Bildungssendungen angeschaut", führte einer von ihnen aus. Und auch die Eltern, Lehrer und die Anwälte der drei beschrieben diese vor Gericht, als "normale" Jugendliche, die sich wie viele andere Gleichaltrige verhielten. "Ich wusste immer, wo er war, auch als sie diese Bomben bauten. Das war ein kleiner, kindischer Streich, eine Kinderbombe", führte die Mutter eines der Angeklagten im Prozess aus. Geholfen hat es nichts.

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