Eine neue Welt, digitaler und einsamer
Zum Einstieg in den sehr ausführlichen Beitrag "Gründe für Optimismus nach einem schwierigen Jahr" auf GatesNotes liefert der Microsoft-Gründer einen durchaus nachdenklichen Rückblick auf das Jahr 2021. Seine Vision, dass der Computer eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen spielen sollte, wurde demnach von einer "neuen Normalität" eingeholt: "Ich glaube nicht, dass einer von uns jemals eine Zukunft vorausgesehen hat, in der sie die einzige Verbindung zur Welt sein würden. Wie bei vielen Menschen gab es in diesem Jahr ganze Tage, an denen die einzige menschliche Interaktion, die ich hatte, über einen Bildschirm lief", so Gates. "Es war eine seltsame und verwirrende Erfahrung. Meine persönliche Welt hat sich nie kleiner angefühlt als in den letzten zwölf Monaten."Corona: Schwieriger als gedacht
Ursache für diese Entwicklung: Die weltweite Corona-Pandemie. Auch Gates zeigt sich hier von 2021 überrumpelt: "Ich habe nicht vorhergesehen, dass eine so hochgradig übertragbare Variante auftauchen würde, und ich habe unterschätzt, wie schwierig es sein würde, die Menschen davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen und weiterhin Masken zu tragen."Es wäre vielleicht töricht, hier eine weitere Voraussage zu treffen, doch Gates ist zuversichtlich, dass die akute Phase der Pandemie irgendwann im Jahr 2022 zu Ende sein wird. Das wichtigste für die Welt sei jetzt: Lehren ziehen, um "das nächste Mal besser vorbereitet zu sein".
Die Klimakrise: Fortschritte erkennbar
Auch für die Bewältigung der Klimakrise sieht Gates wichtige Fortschritte. Die jüngste Klimakonferenz in Glasgow habe gezeigt, dass Regierungsvertreter und führende Persönlichkeiten der Industrie erstmals bereit waren, "echte Verpflichtungen einzugehen". Im Vergleich zu vorangegangenen Konferenzen habe sich der Fokus endlich auf Innovationen verlagert, die aus seiner Sicht im Kampf gegen Emissionen die entscheidende Rolle spielen. "Ich hoffe, dass die Welt auf den in Glasgow erzielten Fortschritten aufbauen kann. Aber ich bin optimistisch, dass wir den nötigen Schwung haben, um eine Klimakatastrophe zu vermeiden", so Gates.Bill Gates in frühen Jahren
Ausblick in eine digitale Zukunft
Die Fortschritte, die durch Corona in der Digitalisierung erzielt wurden, hätten nach Ansicht Gates unter normalen Umständen "Jahre - wenn nicht ein Jahrzehnt oder länger" in Anspruch genommen. Das sei aber nur die "Spitze des Eisbergs" von dem, was in den kommenden Jahren zu erwarten sei. Gates schließt sich hier den Prognosen an, die auch Mark Zuckerberg formuliert: Virtuelle Meetings werden sich schon in den kommenden Jahren zunehmend in "3D-Räume, mit digitalen Avataren" verlagern.Zu guter Letzt sieht Gates für die Digitalisierung eine tragende Rolle bei Fortschritten in der Gesundheitsvorsorge. "Virtuelle Arzt-Termine haben so viele Vorteile, dass ich glaube, dass sich dieses neue Modell durchsetzen wird", so Gates Voraussage. Innovationen würden hier in absehbarer Zeit dafür sorgen, dass Ärzte Patienten über das Internet umfassend betreuen können. Für Gates die wohl beste Nachricht für das nächste Jahr in diesem Bereich: Der erste erschwingliche, zugängliche Bluttest für die Alzheimer-Krankheit könnte seine Zulassung bekommen.
2022 steht vor der Tür
Und was für Vorsätze hat Bill Gates für das nächste Jahr? "Ich habe kein bestimmtes Ziel für 2022 im Kopf (obwohl ich wohl noch ein paar Wochen Zeit habe, mir eines zu überlegen). Aber ich hoffe, dass das nächste Jahr viel ausgeglichener wird als dieses." Gates schließt mit einem Zitat seines Lieblingsautors, Yuval Noah Harari: "Die Menschen haben normalerweise Angst vor Veränderungen, weil sie das Unbekannte fürchten. Aber die größte Konstante der Geschichte ist, dass sich alles verändert."Infografik: Bill Gates - Das Leben des Microsoft-Gründers