Chips "Made in China": Große Pläne für eigene Fertigung scheitern klar

Roland Quandt, 13.10.2021 14:24 Uhr 11 Kommentare
Chinas Pläne, sich in Sachen Chip-Produktion möglichst schnell unabhängig zu machen, sind weiterhin weit von ihren hoch gesteckten Zielen entfernt. Eigentlich will China zum Jahr 2025 ganze 70 Prozent seines inländischen Bedarfs aus eigener Produktion decken. Bis jetzt sind es aber nur rund 16 Prozent. Die chinesische Regierung hat große Pläne. Bereits 2015 verkündete man, dass man innerhalb von 10 Jahren genügend Kapazitäten und vor allem Technologien ansammeln wolle, um dann 70 Prozent des in dem Land bestehenden Bedarfs an Chips verschiedenster Art aus eigener Produktion bedienen zu können. Dieses Vorhaben dürfte allerdings grandios scheitern.

Laut Untersuchungen von IC Insights, die der japanische Wirtschaftsdienst Nikkei Asia zitiert, konnte China im Jahr 2020 nur rund 16 Prozent der im Land benötigten Chips auch selbst produzieren. Dies ist ein überraschend niedriger Wert, hat die Regierung doch schon seit Jahren massiven Druck ausgeübt und riesige Investitionen getätigt, um die Entwicklung und Fertigung von Prozessoren und anderen Chips in China zu fördern.

Bis 2020 sollten 40 Prozent aller Chips von chinesischen Firmen stammen

Als das sogenannte "Made in China 2025"-Programm zu diesem Zweck gestartet wurde, stammten weniger als 10 Prozent der in China verwendeten Chips auch aus dem Land. Bis 2020 sollte der Anteil bereits auf 40 Prozent gesteigert worden sein, doch daraus wurde ganz offensichtlich nichts. Die reinen Prozentzahlen kann man aber dennoch nicht als einzigen Maßstab nehmen.

So hat China mit staatlichen Geldern den Bau von Flash-Speicherchips massiv ausgebaut und baut die Kapazitäten und Fähigkeiten des größten eigenen Chipfertigers SMIC ebenfalls stark aus. Allerdings reichen die bisherigen Bemühungen nicht aus, um die enorm gestiegene Nachfrage zu befriedigen. So sind die benötigten Stückzahlen seit dem Beginn des Made in China 2025-Programms einfach explodiert, so dass die Kapazitäten bei weitem nicht durch inländische Produktion zu decken sind.

Schaut man sich die Statistiken der Marktbeobachter von IC Insights genauer an, wird außerdem schnell klar, dass Chinas Anteil an Chips, die auch wirklich von chinesischen Firmen gebaut werden, noch geringer ist. So stammt ein großer Teil der in China gebauten Chips zwar aus dem Land, wird dort aber lediglich von ausländischen Firmen gebaut. Dazu gehören Hersteller wie TSMC aus Taiwan und Samsung bzw. SK Hynix aus Südkorea. Rechnet man deren Anteil heraus, stammen sogar nur magere 6 Prozent der in China gefertigten Chips auch von chinesischen Firmen.

Das größte Hindernis für das angestrebte Wachstum sind Embargos und andere Maßnahmen der USA, die dafür gesorgt haben, dass rein chinesische Firmen keinen Zugang mehr zu den dringend benötigten Fertigungsanlagen und -technologien haben, die die Produktion von hochmodernen Chips überhaupt erst möglich machen. Diese Anlagen stammen meist von ausländischen Firmen, die den Markt dominieren, aber nicht mehr an chinesische Abnehmer liefern dürfen, ohne selbst von empfindlichen Strafen getroffen zu werden.

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