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Facebook bannt Forscher, die Transparenz und Fake News analysieren

Facebook steht schon seit Jahren unter Beobachtung und in der Kritik, weil man politische Anzeigen nicht gut genug prüft bzw. weil man nicht genug gegen Falschinformationen unternimmt. Akademiker, die zu diesem Thema forschen, wurden von Facebook ausgesperrt.
04.08.2021  15:10 Uhr
Man muss wohl nicht näher erklären, warum Facebook schon seit Jahren scharf kritisiert wird und dazu laufen immer wieder Bemühungen, die Rolle des Netzwerks auch wissenschaftlich zu analysieren. Und um die Rolle einiger Forscher ist nun Streit entbrannt. Denn wie The Verge berichtet, hat das Unternehmen von Mark Zuckerberg mehrere Wissenschaftler der New York University (NYU) von seiner Plattform verbannt.

Woher kommt politische Werbung und wer bezahlt sie?

Die Forscher haben im Rahmen des Ad Observatory Project versucht, den Ursprung und die Verbreitung von politischen Anzeigen auf Facebook zu untersuchen. Dabei will die NYU vor allem herausfinden, wer für politische Anzeigen bezahlt und wie solche Werbekunden anvisiert werden.

Derartigen Daten lassen sich aber natürlich nicht durch simples Surfen auf Facebook erfassen. Deshalb haben die Forscher ein Browser-Plug-in namens Ad Observer erschaffen. Dieses sammelt Daten, wenn Nutzer auf Facebook politische Werbung zu sehen bekommen. Dabei betonen die Wissenschaftler, dass keinerlei persönliche Daten über die Nutzer erfasst werden.

Facebook, das sich selbst nur wenig in die Karten schauen lässt, will offenbar nicht, dass man diese offen auf den Tisch legen muss und hat als Reaktion darauf die persönlichen Konten von NYU-Akademikern gesperrt.

Kritik und Kontrolle unerwünscht

Für Laura Edelson, eine der Betroffenen, ist die Sache klar, Facebook will Kritiker mundtot machen, schreibt sie auf Twitter: "Durch die Sperrung unserer Konten hat Facebook unsere Arbeit effektiv beendet. Facebook hat auch den Zugang zu mehr als zwei Dutzend anderen Forschern und Journalisten, die durch unser Projekt Zugang zu Facebook-Daten erhalten, effektiv abgeschnitten."

Gegenüber Bloomberg wurde sie noch deutlicher: "Facebook bringt uns zum Schweigen, weil unsere Arbeit oft auf Probleme auf der Plattform aufmerksam macht. Das Schlimmste aber ist, dass Facebook die Privatsphäre der Nutzer - eine Grundüberzeugung, die wir bei unserer Arbeit immer an die erste Stelle gesetzt haben - als Vorwand für diese Maßnahme benutzt. Wenn diese Episode irgendetwas zeigt, dann, dass Facebook kein Vetorecht darüber haben sollte, wer es studieren darf."

Facebook verteidigte sich zuvor und teilte mit, dass die Forscher Daten von Facebook-Nutzern gesammelt hätten, "die diese Sammlung nicht installiert oder ihr nicht zugestimmt haben". Das soziale Netzwerk schreibt, dass man monatelang versucht habe, den Forschern einen privaten und geschützten Zugang zu den gewünschten Daten zur Verfügung zu stellen.

Allerdings ist die Wortwahl von Facebook wohl etwas irreführend, denn man verweist darauf, dass Daten abgegriffen werden. Allerdings beklagt Facebook hier vor allem, dass (mutmaßlich) die Daten von Werbekunden erfasst werden - und nicht jene von Privatnutzern.
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