Extremes Weiß entwickelt: Farbe hält Oberflächen im Sonnenlicht kalt

Christian Kahle, 27.10.2020 14:07 Uhr 21 Kommentare
Nach mehreren Fortschritten bei der Weiterentwicklung eines maximal schwarzen Farbstoffes gibt es nun auch ein neues Weiß von enormer Brillanz. Dieses soll so gut sein, dass es als Wandbeschichtung Klima­anlagen überflüssig machen kann. Die weiße Farbe, die ein Forscherteam an der Purdue University entwickelte, reflektiert auftreffendes Sonnenlicht zu 95,5 Prozent. Besonders der Infrarot-Anteil wird besonders gut zurückgeworfen, so dass eine entsprechend beschichtete Oberfläche in der Regel 10 Grad kühler ist als ihre Umgebung. Die Daten der Forscher widersprechen dabei den allgemeinen Erfahrungen aus dem Alltag.

"Es ist ziemlich kontraintuitiv, dass eine Oberfläche, die direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, kälter sein kann, als es die lokale Wetterstation für die Umgebung misst - aber wir haben gezeigt, dass das möglich ist", erklärte Teamleiter Xiulin Ruan. Die Farbe nimmt nicht nur extrem wenig Sonnenenergie in sich auf, sondern strahlt über die Fläche sogar mehr Infrarotstrahlung ab, als sie absorbiert.

Positive Klimaeffekte

Neben der Wärmestrahlung werden aber auch alle anderen Wellenlängen sehr gut reflektiert, so beispielsweise ultraviolettes Licht. Dieses kann dann seine zersetzende Wirkung auf das Material auch weniger gut ausüben. Die Forscher sehen bereits verschiedene Anwendungen für das Material kommen - insbesondere natürlich im Bereich der Wärmedämmung.

Darüber hinaus haben sie aber auch deutlich größere Visionen. Wie Xiangyu Li vom MIT, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt war, ausführte, könnte die Farbe sogar im Klimaschutz eine Rolle spielen. "Wir verschieben die Wärme von der jeweiligen Oberfläche nicht einfach in die Atmosphäre. Wir schicken sie ins Universum hinaus, so dass wir hier eine unbegrenzte Wärmesenkung haben", führte er aus. Wenn man also vor allem die versiegelten Flächen der Städte großflächig mit dem reinen Weiß beschichten würde, könnten sich diese von Problemfällen zu positiv wirkenden Orten entwickeln. Vorausgesetzt natürlich, es gelingt, die Oberflächen halbwegs sauber zu halten.

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