X

Cyberbunker: Prozess gibt Einblick in deutsche Untergrund-Serverfarm

Beihilfe zu rund 250.000 Straftaten: Unter dieser Überschrift beginnt vor dem Landgericht Trier ein Prozess, bei dem die Betreiber einer der größ­ten bisher bekannten deutschen Darknet-Serverfarm auf der Ankla­gebank sitzen. Es geht um 400 Server, die in einem Bunker standen.
13.10.2020  16:55 Uhr

Mit Logistik für Drogengeschäfte und Kinderpornos wurden Millionen verdient

Letzten September konnten wir darüber berichten, dass die Polizei in Rheinland-Pfalz ein riesiges Darknet-Rechenzentrum stilllegen konnte, das über Jahre unbemerkt in einem Bunker in der 5000-Seelen-Stadt Traben-Trarbach betrieben wurde. Mit dem Start des Prozesses gegen die als Betreiber beschuldigten Personen kommen interessante Details über das illegale Millionen-Business ans Licht. Wie das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz schreibt, gilt ein 60-jähriger Niederländer als Kopf der Gruppe "Bulletproof Hoster" und traf alle geschäftlichen Entscheidungen - dieser hatte auch im Jahr 2013 den ehemaligen Bundeswehr-Bunker über ein Stiftungs-Konstrukt erworben.
Cyberbunker "Bulletproof Hoster"
Der Cyberbunker gehört jetzt Ziegen

Die Gruppe der Betreiber setzt sich laut aktuellem Ermittlungsstand aus vier Niederländern, drei Deutschen und einem Bulgaren zusammen. Die Angeklagten sehen sich dabei einer durchaus gewaltigen Anschuldigung gegenüber: Beihilfe zu rund 250.000 Straftaten. Konkret sollen durch die Bereitstellung der IT-Infrastruktur weltweit illegale Geschäfte ermöglicht worden sein. Die Ankläger sprechen hier von Drogenhandel, Fälschungen, Hackerangriffen und Kinderpornografie, aber auch Mordaufträge seien von Anbietern, die die Server genutzt hatten, abgewickelt worden.

Zu den bisher bekannten gehosteten Webseiten zählen unter anderem:

  • "Cannabis Road"
  • "Wall Street Market"
  • "Fraudsters"
  • "Flugsvamp"
  • "Clearnet"

Darüber hinaus erfolgte aus dem Cyberbunker im November 2016 der groß angelegte Angriff auf Router der Deutschen Telekom AG, bei dem Geräte für das "Mirai-Botnetz" übernommen werden sollten.

Ermittlungen dauern an

Bisher dauern die Ermittlungen zu weiteren über die Server erfolgten Geschäften an, da die Behörden die "in der Bunkeranlage sichergestellten 403 Server, 57 Mobiltelefone, 412 einzelnen Festplatten, 61 Computer bzw. Laptops, 65 USB-Speichermedien, 16 SD-Karten und diversen CD's und Disketten mit einem Gesamtdatenbestand von mehr als 2 Petabyte" noch nicht annähernd vollständig auswerten konnten. "Bisher haben die Ermittler bei der Auswertung der Server keine einzige legale Webseite oder legalen Services gefunden", so das LKA.
☀ Tag- / 🌙 Nacht-Modus
Desktop-Version anzeigen
Impressum
Datenschutz
Cookies
© 2024 WinFuture