Regierung: 10-Euro-Datentarif für Schüler, 800.000 Laptops für Lehrer

Roland Quandt, 22.09.2020 12:05 Uhr 36 Kommentare
Die deutsche Politik hat mal wieder ihren Willen bekräftigt, die Digitali­sierung in Schulen schneller voranzutreiben. Dazu will man die Anschaf­fung von fast einer Million Laptops für Lehrkräfte nun rasch umsetzen, während Schüler bald eine Daten-Flatrate für 10 Euro erhalten sollen. Bei Gesprächen im Kanzleramt wurde gestern Abend vereinbart, dass die Finanzierung von gut 800.000 Laptops für die dienstliche Nutzung durch Lehrer umgestellt wird, um ihre Anschaffung noch in diesem Jahr zu ermöglichen. Die dafür vorgesehenen 500 Millionen Euro sollten eigentlich aus dem Corona-Aufbaufonds der Europäischen Union kommen.

Bund streckt Geld für Lehrer-Laptops vor

Weil dieser Fonds aber noch nicht aufgebaut wurde, will der Bund nun das Geld vorstrecken, um die Anschaffung der Dienst-Laptops für Lehrer zu beschleunigen. Bis dann die Finanzierung aus dem EU-Fonds umgesetzt wird, in den insgesamt rund 750 Milliarden Euro fließen sollen, will man so die Zeit überbrücken. Allerdings dürfte es ohnehin einige Zeit dauern, bis die Geräte wirklich bei den Lehrkräften ankommen.

Aufgrund der weltweit enormen Nachfrage rund um Notebooks, die für Office- und Schulbetrieb gedacht sind, sind zuletzt andauernde Engpässe bei bestimmten Komponenten wie Displays, SSDs und Power-Management-Chips entstanden. Die Gerätehersteller können deshalb die zahlreich eingehenden Ordern kaum erfüllen und verschieben die Auslieferung deshalb immer weiter in die Zukunft. Damit die neuen Geräte in den Schulen auch sinnvoll genutzt werden können, sollen weitere 500 Millionen Euro in die Ausbildung und Unterhaltung von entsprechendem Administrations-Personal fließen.

Neben den zahlreichen Notebooks für Lehrer soll es bald, wie bereits im August angekündigt, eine Art günstige Daten-Flat für Schüler geben. Es habe jüngst Gespräche mit den großen Mobilfunkanbietern in Deutschland gegeben, bei denen diese ihre Bereitschaft für eine Zusammenarbeit signalisiert hätten. Für 10 Euro im Monat solle jeder Schüler einen Datentarif erhalten können, wobei im Fall von Bedürftigkeit auch eine kostenlose Bereitstellung erfolgen könne.

Wie genau die Daten-Flatrate für Schüler aussehen soll, ist unterdessen noch genauso unklar, wie die Frage, wann sie denn bitteschön Einzug halten soll. Vermutlich wird wie üblich im Grunde nur ein begrenztes Datenpaket enthalten sein, nach dessen Verbrauch dann wieder stark gedrosselt wird. Lehrerverbände kritisierten daher auch, dass es gestern nur wieder Absichtserlärungen gegeben habe, die deutlich machten, dass den Beteiligten das Bewusstsein für die dringend nötige Geschwindigkeit bei der Umsetzung der Pläne fehle.
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