Der Handelskonzern hat Keith Alexander, den ehemaligen Chef des Geheimdienstes NSA, in den Aufsichtsrat berufen. Die Entscheidung ist von strategischer Seite aus nachvollziehbar, besonders Image-fördernd dürfte sie hingegen kaum sein.
Alexander wurde in der Öffentlichkeit vor allem bekannt, weil er zu einer Zeit der führende Kopf der berüchtigten NSA war, als Edward Snowden einen enormen Bestand an internen Unterlagen öffentlich machte. Aus diesen ging hervor, wie umfassend der Geheimdienst mit seinen Partnern die Überwachung der globalen Kommunikationsnetze ausgebaut haben.
Eines der am stärksten beachteten NSA-Programme dieser Zeit war PRISM. In dessen Rahmen wurden die Systeme verschiedener großer Internet-Konzerne kompromittiert, um direkt Informationen über die User sammeln zu können. Zu den Zielen des Geheimdienstes gehörten hier Google, Microsoft, Yahoo und Facebook - nicht aber Amazon. Vermutlich hatte der Handelskonzern zu dieser Zeit schlicht nicht ausreichend interessante Daten über zu überwachende Personen zu liefern.
Trotzdem hat die Berufung Alexanders in den Amazon-Aufsichtsrat ein gewisses Geschmäckle. Denn Konzerngründer Jeff Bezos hat vor einiger Zeit auch die Mehrheit an der Tageszeitung Washington Post übernommen und präsentiert sich gern als Förderer der Pressefreiheit. Der ehemalige NSA-Chef ist hingegen nicht auf dieser Linie und machte damals sehr klar, dass er den Journalisten am liebsten jede Arbeit mit den Snowden-Leaks verbieten würde und ihn nur die Gewaltenteilung in den USA davon abhält.
Einer der Gründe für die Vergabe des Postens an Alexander dürfte darin liegen, dass Amazon gern mehr lukrative Aufträge aus dem Militär- und Geheimdienst-Sektor für seine Cloud-Sparte sichern will. Gerade hat man immerhin einen Vertrag über 10 Milliarden Dollar an den Konkurrenten Microsoft abgeben müssen und es sieht aktuell auch nicht so aus, als würde man daran mit einer gerichtlichen Prüfung der Vorgänge etwas ändern können.