Vergangene Woche hat Microsoft recht überraschend einen neuen Windows Package Manager vorgestellt, damals schrieben wir, dass die Redmonder damit einen großen Entwickler-Traum erfüllen. Doch ein Entwickler macht dem Unternehmen nun schwere Vorwürfe.
Vergangene Woche hat Microsoft im Rahmen seiner erstmals vollständig virtuellen Entwicklerkonferenz Build den Windows Package Manager alias Winget enthüllt. Die Microsoft-zentrierte Fachwelt war begeistert, zumeist wurde die Ankündigung mit dem Wort "endlich" kommentiert.
Bei einem war die Begeisterung allerdings nicht groß, im Gegenteil: Keivan Beigi, Entwickler des Open-Source-Paketmanagers AppGet, schreibt in einem längeren Beitrag auf Medium, dass Microsoft die Kernmechaniken seiner Software bei AppGet kopiert hat. Und zwar nachdem Beigi beim Unternehmen ein Bewerbungsgespräch hatte und dieses dann abrupt den Kontakt abgebrochen haben soll.
Dabei soll sich Microsoft bei ihm gemeldet haben, der Konzern habe laut Beigi auch direkt Interesse an seiner Arbeit an AppGet angemeldet. Dann aber sei Microsoft auf Tauchstation gegangen, um in weiterer Folge eben Winget zu starten.
"Sherlocking" von Microsoft
The Verge erläutert, dass diese Praxis bei Apple als Sherlocking bezeichnet wird. Der Begriff spielt auf Behauptungen an, dass Apple bei seiner Software Sherlock 3 bei Karelia Watson kopiert haben soll, und bis heute verwendet.
Laut den Vorwürfen von Beigi sei er von Microsoft Program Manager Andrew Clinick kontaktiert worden. Man sei ins Gespräch gekommen, dass Beigi seine Arbeit an AppGet bei Microsoft fortsetzt. Ein Interview habe dann im Dezember stattgefunden, danach folgte aber ein halbes Jahr Funkstille. Erst 24 Stunden vor dem Launch von Winget habe er dann eine Vorwarnung von Microsoft bekommen.
Laut Beigi habe sich Microsoft "Kernmechaniken, Terminologie, das Manifest-Format und Struktur und sogar die Ordner-Struktur der Package Repository" abgeschaut. Der Entwickler gibt nun die Arbeit an AppGet auf, weil das angesichts der Konkurrenz schlichtweg sinnlos geworden sei. Beigi geht es allerdings nicht um Geld, sondern um Anerkennung seiner Arbeit. Microsoft hat auf die Vorwürfe bisher nicht reagiert.