Microsoft will sich endlich von seinen gescheiterten Experimenten in Sachen App-Plattformen für Windows verabschieden. Dazu hat man heute das sogenannte "Project Reunion" angekündigt, das eine Zusammenlegung von Win32 und UWP zum Ziel hat.
Bisher bot Microsoft die Programmierschnittstellen für Win32- und Univeral Windows Platform Apps stets getrennt an, so dass sich die Entwickler immer zwischen der alten, angestammten Plattform für ganz normale Win32-Programme und der neuen UWP-Basis für moderne Apps entscheiden mussten. Künftig sollen die beiden Plattformen zusammengelegt werden.
Wie Microsofts Corporate Vice President of Developer Platform heute anlässlich der Entwicklerkonferenz Build 2020 verkündete, will man im Rahmen von "Project Reunion" einen "gemeinsamen Zugriff" auf bestehende Win32- und UWP-APIs anbieten und sie dabei vom Betriebssystem selbst "entkoppeln", etwa mit Tools wie NuGet. Dadurch entsteht eine gemeinsame Plattform für neue Apps.
Alte Programme sollen leichter moderne Features bekommen
Gleichzeitig wird es für Entwickler einfacher, bestehende Programme mit neuen, modernen Funktionen zu aktualisieren, unabhängig davon, ob sie auf C++, .NET (inkl. WPF, Windows Forms und UWP) oder React Native basieren. Gleichzeitig will man während des Entkoppelns vorhandener APIs und des Hinzufügens neuer APIs auch dafür sorgen, dass die Schnittstellen über alle unterstützten Versionen von Windows funktionieren.
Als eine der ersten Komponenten, die man im Zuge der heute beginnenden "Reise" im Rahmen von "Project Reunion" veröffentlicht, ist die sogenannte WinUI 3 Preview 1, also das neue, moderne und native Interface-Framework für Windows. Damit können WinUI-Apps mit einer zeitgemäßen Oberfläche versehen werden, die sich über diverse Gerätetypen hinweg anpasst und skalieren lässt - unabhängig davon, ob es sich um ein neues Projekt oder eine inkrementell modernisierte, bestehende Anwendung (inklusive C++, WPF und Windows Forms) handelt.
Als Teil der WinUI 3 Preview 1 und "Project Reunion" hält auch das neue WebView2 Einzug. Damit lassen sich Web-Inhalte mit Hilfe der Chromium-Engine in alle Apps einbinden, um so neue Funktionalitäten zu ermöglichen. Das Ganze wird ebenfalls in "entkoppelter" Form eingeführt, kann also über alle unterstützten Windows-Varianten hinweg verwendet werden, ohne dass Abhängigkeiten zum Betriebssystem bestehen. Um mit WebView2 zu arbeiten, müssen Entwickler lediglich in Visual Studio das entsprechende Paket laden.
Mit dem neuen "Project Reunion" beendet Microsoft zumindest auf den ersten Blick das im Zuge der Einführung der Windows Universal App Plattform eingeführte Chaos bezüglich der für Windows verfügbaren Entwicklerplattformen und APIs. Mit dem neuen, kombinierten Konzept sollen alle Anwendungen, egal ob alt oder modern, künftig auf allen Plattformen nutzbar sein - so zumindest die Theorie. Wie sich das neue Konzept in der Realität bewährt, bleibt abzuwarten.