Eine Krise bekommen sicherlich jene, welche neben dem Beruf schon bislang nichts anderes hatten. Ich halte viel von der Aussage, dass Corona manchmal nur Schwächen aufdeckt, aber nicht immer alles verursacht.
Meetings und Telefonkonferenzen (vor allem zwanghaft regelmässig) sind zudem Geschmackssache; denn so mancher versucht sich dort auch nur darzustellen. Es gibt viele sehr gute Redner, hinter denen aber auch nicht viel stecken kann - und andersherum stille Menschen, welche sich schlecht verkaufen können.
Viele erleben das Homeoffice auch umgekehrt - statt im Stau zu stehen und unbezahlt seine Lebenszeit zu vergeuden, hört man vielerorts momentan mehr zu und beschäftigt sich mit dem Menschsein selbst.
Natürlich spielt das Betriebsklima, die Art der Tätigkeit und die privaten Wohnverhältnisse immer mit eine Rolle. Wie alles im Leben gibt es Vor- und Nachteile, aber man sollte als Arbeitgeber aufgeschlossen bleiben, denn letztendlich gibt ein zufriedener Arbeitnehmer freiwillig mehr als er müsste.
Recht hat er. Remote Arbeit hat sicherlich je nach Tätigkeit seine Vorteile. Wenn man z.B. konzentriert an einer konkreten Aufgabe sitzt, bei der man etwas "produzieren" muss (ein Dokument, eine Präsentation, ein Programm etc.), dann klappt das ganz gut. Denn da ist man, wenn man sich gut konzentrieren kann, auch im Büro so oder so "im Tunnel" und bekommt wenig von der Umgebung mit bzw. blendet sie bewusst aus. Nicht umsonst sind Noise Cancelling Kopfhörer in der letzten Zeit so beliebt geworden und man sieht immer mehr Menschen mit diesen Dingern im Büro sitzen, um möglichst wenig von der Umgebung mitzubekommen.
Anders sieht es in vielen anderen Bereichen aus, in denen es primär um Kreativität geht. Wenn man in einer Gruppe sinnvoll brainstormen möchte, gemeinsam Ideen entwickeln will etc., dann sorgt Remote-Arbeit immer für schlechtere Ergebnisse. Es bleibt einfach - selbst mit Video - viel zu viel Kommunikation auf der Strecke. Und das weiß man ja nun nicht erst seit Skype, Teams, Slack oder anderen Tools, sondern man wusste es schon in den 1990ern und hat es durch Studien nachgewiesen. Wir kommunizieren eben auch viel indirekt über Mimik, Gestik, Betonung etc. und vieles davon geht selbst bei Videokonferenzen verloren. Mal ganz von dem nicht unerheblichen technischen Aufwand abgesehen, den man leisten muss, wenn man wirklich möglichst nah an ein In-Persona-Meeting kommen will (z.B., mehrere parallele Konferenzen, große Touchscreens zum gemeinsamen Whiteboarden etc.).
Und dann gibt's da ja noch den Bereich der Wissensvermittlung, der genau zwischen diesen Stühlen sitzt. Reine Frontalbeschallung geht auch remote recht gut, war aber noch nie wirklich ein effektives Mittel, um Wissen nachhaltig zu vermitteln. Will man dann noch Übungen machen, vielleicht sogar keine fest vorgeschriebenen, sondern solche, bei denen die Teilnehmer selbst die Lösung entwickeln müssen und in vielen Fällen deswegen auch öfter mal den Austausch zum Trainer benötigen, sinkt die Qualität wieder rapide. Denn selbst mit spezialisierter Software, bei der man sich vielleicht als Trainer direkt auf den Rechner des Teilnehmers schalten und mit ihm direkt kommunizieren und arbeiten kann, verliert man mindestens die Möglichkeit, dass andere Teilnehmer von dieser Kommunikation lernen. Wirkliches Beobachten der Teilnehmer ist ja eh nicht möglich, so dass sich solche Remote-Trainings in meinen Augen schon gar nicht für sämtliche Themen aus dem Bereich Prozesse (z.B. Scrum, DevOps etc.) eignen.
Und zu guter Letzt kommt dann noch die fehlende soziale Komponente hinzu, die Satya da beschreibt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es nur wenige Menschen gibt, die im Homeoffice sinnvoll eigenverantwortlich arbeiten. Ein Teil wird die Gelegenheit nutzen, viele andere Dinge nebenher zu erledigen und dadurch sukzessive immer weniger arbeiten, während bekanntermaßen ein nicht gerade kleiner Teil dazu neigen wird, viel mehr zu arbeiten und dann unbeobachtet und langsam ins Burnout rutscht.
Das sind zumindest meine Beobachtungen aus gut sechs Jahren Vertrauensarbeitsort und jetzt gut acht Wochen striktem "Corona-Home-Office".
@HeadCrash: hat alles Vor- und Nachteile. Online-Schulungen bedürfen ein höheres Maß an Interaktion, die Tools, die es vor Ort gibt, kann man auch online nutzen (gemeinsames Whiteboard, Gruppenarbeit, Pinboard, der Trainer kann in die Arbeitsgruppe kommen...), darüber hinaus kann man Dinge nutzen, die man in eine Vor-Ort-Schulung normalerweise nicht nutzt. Klar, man muss sich etwas einarbeiten, aber dann geht da schon was. Mit der richtigen Software können die Teilnehmers sogar vor dem Meeting eigene Grüppchen bilden, auch das ist möglich. Allerdings nicht unbedingt nötig, weil man den gelegentlichen Schnack auch mal schnell mit einem Klick initiieren kann (ob das so häufig gemacht wird, ist die andere Frage).
Für Meetings sehe ich da Vorteile, weil man sich in den Teilen, die für einen nicht interessant sind, einfach anderer Arbeit widmen kann. Allerdings ist man auch leichter abgelenkt. Könnte aber ein Ansporn sein, die Meetings präziser und knackiger zu gestalten.
@Robin01: Die Lösung für Meetings ist einfach, unnötige Meetings abzuschaffen und die, die man durchführt, relevant zu halten. Auch ein Online-Meeting, in dem ich ja zumindest mit einem Ohr mithören muss, verschwendet unnötig Zeit. Das hat einfach nur was mit guter Meeting-Kultur zu tun.
Und ich sag ja, man kann mit einigem Aufwand etwas erreichen, was einem realen Meeting sehr nahe kommt. Und trotzdem wird es nie dieselbe Qualität der Interaktion erreichen, wie ein Meeting mit Menschen an einem Ort. Nicht umsonst hat sich z.B. bei Softwareentwicklung in Teams schon lange eine Kultur eingebürgert, bei der die Teammitglieder in einem Raum oder in wenigen direkt beieinanderliegenden Räumen sitzen. Das ist einfach effizienter und liefert unter dem Strich eine bessere Qualität.
@HeadCrash: du hast vollkommen Recht. Und natürlich sind Teams nebeneinander effizienter, die würden bei zu langen Laufwegen nur über Chat, Email und ineffizienten Meetings kommunizieren. ;)
Wie viel ein ordentliches Treffen per Video mit Screensharing und Pipapo ineffizienter ist als persönlich hinter einem zu stehen, schwer zu sagen. Wie viel davon aufgehoben wird, dass man flexibler ist, wenig gestresst, etc. ebenso schwer zu sagen. Es ist eine andere Qualität der Interaktion, was nicht heißt, dass sie für manche Aufgaben nicht die bessere Wahl ist.
Home Office hat mir die Augen geöffnet, wie viel Zeit ich ohne die Menschen verbringe die ich liebe. Wie viel Zeit ich auf dem Weg zur Arbeit und zurück verliere. Wie viel unnötiges Gequatsche beim Kaffee / Tee trinken verplämpert wird da man ohnehin nicht 8h am Tag durchgehend arbeiten kann.
Ich arbeite liebend gerne von zuhause, pflege meine sozialen Kontakte außerhalb der Arbeit, esse zu Mittag mit meiner Familie - Und gönne mir ein Powernap um viel energiereicher an meinem Projekt weiter arbeiten zu können.
Im Großraumbüro? Unmöglich. Gott, ich vermisse den Autoverkehr keine Sekunde. Näher zum Job ziehen? Unmöglich, da unbezahlbar.
Hört endlich auf für die Allgemeinheit zu sprechen "Ich befürchte dies und das" und ich möchte auch nicht das andere Menschen durch ihre Einstellung indirekt für mich mitbestimmen.
genehmigt werden.
Ich höre solche Aussagen tatsächlich sehr oft "Soziale Kontakte fehlen" ganz ehrlich...ich denke irgendwas läuft kompett falsch, wenn man Soziale Kontakte nur aus der Arbeit bezieht. Sowas will ich nicht. Home-Office bringt einen dazu, sich mehr um sich und die Bedürfnisse zu kümmern.. man muss es teilweise auch lernen, weil es einem durchs Büro abtrainiert wurde.
Ich esse zum Beispiel endlich mal wieder weit vor 17 Uhr, kann mich um andere Dinge kümmern bevor die Arbeit beginngt uvm. Mir ist erst im Home-Office klargeworden wie viel Lebenszeit verschwendet wird, dadruch, dass ichtäglich zur Arbeit fahren musste....vor allem wenn du mit dem ÖPNV unterwegs bist und keine geregelten Arbeitszeiten hast. In Branchen wo du bis 23 Uhr arbeiten musst dann die Leute durch den ÖPNV zu jagen... nee, danke. Ich will einfach nicht mehr zuück ins Büro. In kreativen Branchen oder wo du kein erheblicheb Stress ausgesetzt wirst, kann man ja wieer zurück ins Büro. Aber sonst: Brauch ich nicht
Naja, in DE wird es eh wieder abgeschafft, wo es nur für Corona eingeführt wurde.
Ich sehe da auch keine Vorteile. Bei uns ist noch viel die persönliche Kommunikation zwischen den Kollegen notwendig. Dies entfällt vollständig bei den Kollegen, die im Home Office sind. Diese können daher auch nicht alle Fälle bearbeiten und müssen die an Kollegen weiterleiten, die noch im Büro sind.
Ich fände es sehr schade, wenn es zukünftig nur noch HomeOffice gäbe. Ich habe mich auch für den Büro-Job entschieden, weil ich bereits während der Ausbildung das positive Miteinander erleben durfte. Die Kollegen sind für mich eine zweite Familie, denen man auch Privates anvertrauen kann. Ich hätte heute einige gute Freunde weniger wenn ich von Anfang nur daheim gearbeitet hätte. Würde man zukünftig nur noch daheim arbeiten, gäbe es keine Anreize mehr von den Eltern weg zu ziehen, in eine fremde Stadt zu gehen. Jeder würde nur noch daheim hocken und seine Nachbarn kennen. Wie viele Pärchen haben sich kennen gelernt, weil beide in eine neue Stadt gezogen sind und ausgegangen sind? Sicher nicht bei einem Skype-Meeting! Wie soll die Ausbildung von Azubis aussehen? Schön wenn die, die rutiniert ihre Arbeit ausführen können, das auch von zu Hause aus tun... Soll dann der Azubi in Woche 1 bei Herrn Mayer nach A-Dorf fahren?? Wie soll Wissensweitergabe statt finden? Man lernt auch von Kollegen und nicht nur von Arbeitsanweisungen! Und das geht am besten persönlich und nicht am Telefon. Bei uns gab es früher ein anonymes Forum, in dem jeder unter einem Psydonym dienstliche Frage stellen konnte. Das wurde vor ein paar Jahren eingestellt. Folglich wird weniger gefragt und einiges falsch gemacht. Jetzt wird es Kollegen geben, die ältere Kollegen nicht "das dritte mal am Tag" anrufen wollen und Dinge werden schief gehen. Der Kontakt vor Ort ist essenziell. Wer jetzt sagt "genau solche Kollegen nerven mich", wird irgendwann alleine in der Abteilung sein. Auch das (mehrmalige) Erklären gehört zu sozialer Kompetenz. Ich bin doch keine Maschine, die 8 Stunden nur Aufgaben abarbeitet. Und immer die gleichen 1-2 Personen im Leben zu sehen, ist eine äußerst schreckliche Vorstellung. Ich habe schon öfters erlebt, dass Kollegen im HomeOffice gerade mit was Privatem beschäftigt sind und man doch später anrufen soll. Vielen Dank auch ?
Wer behauptet, HomeOffice sei das non plus ultra, hat einfach zu viel Privatkram und ehrenamtliche Sachen zu tun und nutzt das dann als Ausrede. Bei den Leuten läuft was schief.
Bei uns konnte man bisher 2 Tage im Monat HomeOffice beantragen. Von mir aus kann man das auf 1-2 Tage in der Woche ausweiten, aber nicht unbeschränkt auf Dauer!