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Fakten zum Trotz:
Jeder Vierte hält Corona-Maßnahmen für Panikmache

Die Fallzahlen steigen exponentiell, andere Länder bieten klare Aussich­ten, was Deutschland noch erwartet. Appellen aus Wissenschaft und Politik zum Trotz stemmen sich viele Deutsche gegen die Schlussfol­gerungen. Jeder Vierte hält diese sogar für Panikmache.
20.03.2020  16:28 Uhr

Allen Appellen und Fakten zum Trotz

Stellen wie das aktuell federführende Robert-Koch-Institut, aber auch Politiker auf Bundes- und Kommunalebene - und zuletzt auch die Kanzlerin Angela Merkel - appellieren vehement: Nur mit sozialem Abstand ist die Verbreitung der Corona-Infektion so zu verlangsamen, dass das Gesundheitssystem nicht mit dem Ansturm von Patienten mit schwerem Krankheitsver­lauf überfordert wird. Entgegen dem klaren Rat der Fachleute und Entscheidungsträger sowie der erdrückenden Sachlage, die sich aus der Beobachtung in anderen Ländern ergibt, kom­men aber viele Menschen hierzulande immer noch zu dem Schluss, dass sie ihr Leben nicht einschränken wollen - oder sind gar fest überzeugt, dies nicht zu müssen.
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Wie der Branchenverband Bitcom in einer repräsentativen Befragung ermittelt hat, ver­mei­det es aktuell nur jeder Zweite, ohne Anlass auf die Straße zu gehen. Lediglich vier von zehn (40 Prozent) geben an, dass sie sich aktuell seltener mit Freunden oder Verwand­ten treffen. Am gravierendsten ist aber wohl die Tatsache, dass jeder vierte Bundesbürger (25 Prozent) "mit Blick auf das Coronavirus sogar von einer Panik, die völlig übertrieben sei" spricht, so Bitkom - ein Wert, der bei der politisch und wissenschaftlich immer wieder ge­äu­ßer­ten Hoff­nung auf die Vernunft der Bürger natürlich schwer ins Gewicht fällt.

Aber trotzdem mehr Hände waschen

Die Einstellung der entsprechenden Befragten scheint auch im Hinblick auf andere Antworten durchaus hy­po­kri­tisch. "Auf individueller Ebene haben die meisten sehr wohl Vorkehrungen ge­gen eine mögliche Coronavirus-Infektion ge­trof­fen", so die Studienmacher. 95 Prozent der Be­frag­ten geben an, sie würden sich auf­grund der Corona-Pandemie häufiger be­zie­hungs­weise gründlicher die Hände waschen. 62 Prozent haben sich nach eigener Aussage Vorräte an Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs angelegt.

"Es ist weiterhin vielen völlig gleichgültig, dass sie mit ihrem eigenen spaßbetonten Verhalten Schwächere gefährden. Auch sind längst nicht alle Büroarbeitsplätze auf Homeoffice um­ge­stellt. Dabei stehen wir im Kampf gegen die Corona-Pandemie vor einer noch nie dage­we­se­nen Herausforderung", so Bitkom-Präsident Achim Berg. "Man kann nur hoffen, dass die Ap­pel­le der Kanzlerin von den Menschen gehört werden und auch bei den schwer Belehrbaren ein Bewusstseinswandel eintritt."

Dass sich die Politik durch wenig einsichtige Bürger dazu veranlasst sieht, für alle noch stren­ge­re Regeln zu erlassen, zeigt Bayern: Hier gilt ab heute 0 Uhr eine Aus­gangs­be­schrän­kung, die die Bewegung im öffentlichen Raum unter scharfe Regeln stellt - ausdrück­lich, weil sich nicht alle an die freiwilligen Empfehlungen gehalten hatten. Auch das Saarland wird wohl bald solche Maßnahmen beschließen.

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